Kann man mit Band-Fanseiten Geld verdienen? Ja. Nein. Doch? Ehrlich gesagt, werden die Antworten auf diese Frage genauso vielfältig sein, wie es Bands selbst gibt. Wie es relativ genau im Fall von jetrotull.de aussieht, erklärte Torsten Maue (@tmmd) beim Social Media Brunch im Rahmen der Scheune Akademie in einer kleinen Präsentation.
Grob umrissen, kann man sagen, er setzt zum einen auf das Amazon-Partnerprogramm, ist darüber mit 5-8% am Verkauf von CDs beteiligt und zu 2,5% über Eventim, wenn über die Website Tickets gekauf werden, was immer nur dann passiert, wenn Jetro Tull in Deutschland auf Tour ist. Insgesamt kommt dabei so viel herum, dass die Hostingkosten gedeckt sind und wohl noch ein klein wenig mehr. Nach „richtig Geld verdienen“ klang das aber nicht wirklich.
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Was die Präsentation und auch die Nachfragen offen ließen, ist die Frage wie es bei Bands aussieht, deren Fans etwas jünger sind. Wo es also Fans gibt, die das Internet auch tatsächlich etwas intensiver nutzen. Jetro Tull ist jetzt nicht gerade „Jugendmusik“ und auch andere Band-Fanseiten, die er betreut, sind das nicht (Ostrock). Torsten Maue sprach bei jetrotull.de von durchschnittlich 80 Besuchern an normalen Tagen. Das ist wirklich nicht viel und engt den Spielraum für die Vermarktung ganz gehörig ein.
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Wie in der Überschrift zu lesen ist, zielt mein Interesse noch ein wenig in einer andere Richtung. Wie Sebastian Schwerk im Interview sagte sind Blogs die neuen Fanzines. Ich kenne natürlich auch ein paar, sowas wie 78s.ch, Kabelblume oder Undertube fällt mir gleich ein, aber so richtig viel passiert auf dem Gebiet nicht. Außerdem frage ich mich, wo ich einen möglichst kompakten Überblick finde. Ein Überblick über die Musikszene in Sachsen z.B., Fehlanzeige. Am Potential liegt es bekanntlich nicht wirklich.
musikszene-sachsen.de
Tatsächlich habe ich seit einiger Zeit die Idee in der halboffenen Schublade das selbst zu machen. Eine passende Domain wie bandszene.de oder musikszene-sachsen.de bezahle ich auch seit eine ganzen Weile. Der inhaltliche Anspruch wäre ein Genre-unbabhängiger Überblick über alle Geschehnisse in Kurzform, Einzelportraits, Interviews, Videokurzdoku á la netbooknews.de sowie individualsierbare News-Streams über Verschlagwortung. Insgesamt habe ich recht genaue Idee, wie das funktionieren kann, wo die Informationen herkommen, wie das Web-technisch umgesetzt werden kann und und und. Beim wichtigsten Punkt, der Finanzierung, setze ich aber nach wie vor ein Fragezeichen dahinter und zwar wegen der Frage, ob es in Deutschland, jetzt zu diesem Zeitpunkt, überhaupt einen Long Tail gibt.
The Long Tail (englisch für „Der lange Schwanz“) ist eine auf den Arbeiten von Gladwell aufbauende Theorie, die der US-amerikanische Journalist und Chefredakteur des Wired Magazine Chris Anderson 2004 vorstellte, nach der ein Anbieter im Internet durch eine große Anzahl an Nischenprodukten Gewinn machen kann. Dieser Effekt trifft insbesondere für den Musik- und Bücherverkauf zu, wo selten verkaufte Titel in einem konventionellen Verkaufsgeschäft zu hohe Kosten verursachen würden. Der Name leitet sich von der Ähnlichkeit der Verkaufsgrafik mit einem langen Schwanz ab. Chris Anderson zeigte diesen Effekt anhand der Verkaufsstatistik des amerikanischen Online-Musikdiensts Rhapsody, bei der eine große Anzahl wenig gefragter Produkte mehr Umsatz erzielte als wenige Bestseller. (Quelle: Wikipedia)
Wenn ich von Überblick rede, dann meine ich damit nicht ein zweites laut.de, sondern eine Format das auch auf die ganz jungen Bands eingeht. Für Sachsen würde ich wahrscheinlich irgendwo bei denen beginnen, die am Bandclash Bandwettbewerb teilnehmen. Nach oben hin gibt es keine natürlichen Grenze. Mal davon abgesehen, dass man sich in Sachsen nicht wirklich zu viele Gedanken machen muss, ich bin aber am Überlegen ob es nicht sogar hilfreich ist da eine künstliche Grenze zu ziehen. Diese Überlegung geht auf die Erfahrung zurück, dass es einfacher ist einen Saal mit 250 Zuschauern zu füllen, wenn auf der Bühne fünf junge Bands aus der Stadt stehen. Stellst du zwei mittelmäßig bekannte Bands aus einem 200 km entfernten Ort da hin, kannst du bei gleichem Werbebudget mit 100 zahlenden Gästen schon recht zufrieden sein. Warum das so ist? 1. Weil die „richtigen Anfänger“ sich ausprobieren wollen und einfach noch mit natürlicher Überzeugung beladen sind. 2. Weil wir bei jungen Bands meist Schüler vor uns haben, die relativ leicht für sich und ihr Konzert in einem „natürliche“ Offline-Netzwerk werben können, dem Schulhof.
Kurzum, ich ziele auf den Long Tail, aber gibt es den überhaupt im deutschsprachigen Raum?
Über den großen geschwommen Teich geschwommen und es funktioniert. Wo ist der Unterschied zu hier? Die Masse. Laut Wikipedia gibt es geschätzt 340 Mio Mensch, die Englisch als Muttersprache sprechen. Deutsch als Muttersprache sprechen hingegen geschätzt 90 Mio Menschen. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass Geschäftsmodelle aufgrund von Masse im englischen Sprachraum funktionieren, ist das Fundament im deutschen Sprachraum demnach nur ein Drittel so groß.
(Bildquelle: Bab.la)
Ich wiederhole also meine Frage: Gibt es Studien, Erfahrungen oder ausführliche Berichte zum Thema Long Tail im deutschsprachigen Raum?