Edel sei der Mensch,
hilfreich und gut;
denn das allein
unterscheidet ihn
von allen Wesen,
die wir kennen!
Auszug aus „Das Göttliche“ (1783) von Johann Wolfgang von Goethe
Ich frage mich zwar relativ oft, ob man als intensiver Nutzer der Sozialen Netzwerke noch von Zufällen reden darf, einen bestimmten Hinweis oder Link gefunden zu haben, aber dennoch. Denn es ist zwar wahrlich fraglich, ob es Zufall war, dass ich mit meinem klaren Interesse an Kunst, Kultur und Social Media, den Podcast FrequenzKultur gefunden habe, darin dann aber auf die Ode „Das Göttliche“ von Johnann Wolfgang von Goethe zu stoßen und darin interessante Parallelen zu entdecken, ist es wahrscheinlich schon noch. Zufall.
Nicht nur in der eingangs zitierten ersten Strophe finde ich die Social Networks wieder. Auch in den restlichen Strophen kann ich Parallelen klar erkennen. Bemerkenswert finde ich die Interpretation, die ich in diesem Zusammenhang jedem empfehle im Ganzen zu lesen und aus der ich hier noch folgendes zitieren möchte.
Während die vorherigen Strophen Vergleichsebenen des Menschen aufzeigten, stellt die 7. und 8. Strophe den Mensch als das Lebewesen überhaupt dar, welches zwischen gut und böse durch Vernunft unterscheiden kann. Als Individuum kann er Neues entdecken und erkennen, kann Altes verwerfen,
zwischen sinnvoll und nutzlos wählen, er ,,vermag das Unmögliche“.Geschaffte Erinnerungen machen Menschen zeitweilig sogar unsterblich. Man ist in der Lage, durch eben diese Erinnerung aus Fehlern zu lernen oder ,,Augenblicke“ durch die Erinnerung auf ewig einzufangen (,,dem Augenblick Dauer verleihen“) Die Gabe, Gutes zu belohnen und Böses zu strafen existiert in der wilden Natur nicht, nur der Mensch ist in der Lage dies zu tun. „Den guten Lohnen, den Bösen strafen“ ist dabei eine Anapher4, die den Kontrast und die Notwendigkeit der Inhalte betont. […]
Er erfindet, erforscht und erschafft. […]
Jedoch zeigt sich auch die besondere Verantwortung des Menschen in der Richterfunktion. Er kann diese negativ einsetzen (z.B. in einer Diktatur) oder humanitär, positiv handeln. Er ist selbst verantwortlich, kein Gott kann ihm diese Verantwortung abnehmen.
Bemerkenswert nicht nur, weil dies sehr viel Anlass bringt die Rolle Mensch in den Social Media noch einmal anders, eben noch mehr vom Mensch aus zu betrachten, sondern weil dies auch Anlass gibt, an dieser Stelle weiter nach Antworten oder eben den richtigen Fragen zu suchen.
In dem Werk zeigt sich der Wandel Goethes vom Stürmer und Dränger zum Klassiker. Rebellion und Protest gegen eine übergestellte Macht wird zur Belehrung der Menschen zu Werten und Normen und Anregung derselben zum Nachdenken.
In der Klassik bildete sich ein Ausgleich zwischen der rationellen Aufklärung und dem gefühlsgeprägten Sturm und Drang. Schlicht, aber prägnant brachte der damals 34-jährige Johann Wolfgang Goethe seine wesentlichen Aussagen in diesem Werk zu Papier.