Da ich einmal mit dem Thema Krisenmanagement beim WWF angefangen habe, möchte ich das jetzt für mich beenden und meine Beobachtungen ausbreiten. Die Ausstrahlung im TV ist einige Tage her, wir alle sind ein paar Erkenntnisse reicher, aber nicht viele. In meinem Blogbeitrag hatte ich von einem Shitstorm geschrieben, der ausgelöst wurde wäre, auch Thomas Knüwer schrieb davon, doch mittlerweile habe ich große Zweifel daran, ob es diesen Shitstorm wirklich gab und ob man sich an dem Krisenmanagement überhaupt etwas abschauen kann. Warum?
Meine Einschätzung gründen sich in erster Linie auf Zahlen. Es sind nämlich gar nicht so viele Beiträge, die sich tatsächlich inhaltlich mit der Kritik an der Arbeit des WWF auseinandersetzen und dann auch noch eine gewisse Reichweite erreichen konnten. Blogbeiträge, die etwas mehr Beachtung fanden, waren die von Thomas Hutter (Blog zu Social Media und Facebook Marketing: 84x getwittert, 221x auf Facebook geteilt), Thomas Knüwer auf Indiskretion Ehrensache (81x getwittert, 117x auf Facebook geteilt und das Technikmagazin T3N (62x getwittert, 72x auf Facebook geteilt) faßte noch zusammen, was die anderen bereits geschrieben hatten und das bezog sich, so wie ich auch, auf das Krisenmanagement. Das ist kein Vorwurf, sondern für Blogs, die sich mit den Themen Fachbook-Marketing, Medien und Webtechnik auseinandersetzen völlig in Ordnung.
Was die Zahlen angeht hat natürlich der Blogbeitrag, der als erstes die zwei YouTube-Videos eingebunden hatte, auch eine eine relativ gute Verbreitung finden können (88x getwittert, 230x auf Facebook geteilt). Wirklich mit den Kritikpunkten gearbeitet und auch Reichweite erhalten, hat dann neben Spiegel Online (127x getwittert, 1391x auf facebook geteilt), Sueddeutsche.de (180x getwittert, 2868x auf Facebook geteilt) und taz (37x getwittert, 294x auf Facebook geteilt) nur noch der Beitrag von Gunther Wegner „Warum ich meine WWF Mitgliedschaft gekündigt habe“ (9x getwittert, 59x auf Facebook geteilt).
Wer jetzt der Meinung ist, dass es doch auf Spiegel Online, Sueddeutsche.de und taz.de stand und da eindeutigere Zahlen dahinterstehen, sollte jetzt mal eine Begründung formulieren, warum nichts auf den vielen anderen „großen“ Medien nichts zu finden ist. Oder habe ich was übersehen?
Was passiert auf der Facebook-Seite vom WWF-Deutschland? Nicht viel. Vor allem keine Diskussion an der sich der WWF erkennenderweise beteiligt. Auffällig ist nur, dass sich mittlerweile Kommentare von Privatprofilen häufen, die auf mürrende, trollende Weise den Kritikerfragen entgegenwehen. Twitter blubbert ein wenig vor sich hin, richtige Dialoge mit dem Account @wwf_deutschland finden aber nicht statt. Wenn überhauptet, dann antwortet man von dort mit den Links zum so genannten Faktencheck oder zur Diskussionsseite. Wiederum Zahlenmaterial liefert hier der URL-Verkürzer bit.ly, angeklickt wurden die Links über den Twitterkanal demnach einmal knapp 800x und einmal knapp 1200x. Backtweets liefert zudem einmal 185 Links von Twitter auf eine „Faktencheck“-Seite und einmal 63 Links von Twitter auf die Diskussionsseite. In dieser Diskussion, die durch ihre technische Umsetzung und der erzwungenen Sendepause ab 18Uhr ebenfalls eine Meta- (der Kritik nicht dienlichen) Diskussion hervorgerufen hat, gab es bisher knapp 2400 Kommentare.
Jetzt meine Frage: Sind das alles Zahlen, die denen einer unüberschaubar großen Organisation, wie den WWF genügen, um von einer breiten Kritik- und Diskussionsfront zu sprechen? Ist das wirklich laut oder hält da jemand gekonnt den Deckel auf dem Wasserglas?
Fazit:
Nach wie vor bleibt es für mich ungelöst, ob die Aussagen des WWF oder die des Filmes näher an der Wahrheit liegen. Beiträge auf der Community-Seite der WWF Jugend unterstützen jedenfalls eher die Variante „Mehr Schein als Sein“.
Ich wünsche mir vom WWF deutlich mehr Prinzipientreue und Konsequenz. Ja, Konzerne mit ins Boot zu holen ist Sinnvoll aber sobald sich Dinge wie die obengenannten [Anmerkung von Steffen Peschel: bezieht sich auf einen anderen, aber ähnlichen Sachverhalt] andeuten sollte man die Koorperationen schleunigstens beenden. Für mich hat die Glaubwürdigkeit des WWF im Verlaufe der letzen Jahre stark Schaden genommen und ich überlege mir zurzeit aus der WWF-Jugend auszutreten. https://www.regenwald.org scheint mir zum Beispiel deutlich unabhängiger und direkter aktiv zu sein. In anbetracht dieser Tatsachen stelle ich mir die Frage, was hat der WWF zu bieten, was diese Organisation oder greenpeace zum Beispiel nicht kann?
Andere Beiträge, die darauf hinweisen, dass der WWF auch nicht das erst Mal einer breiten Kritikfront gegenübersteht, passen da auch gut ins Film-Bild. Wer neben mehr Fragen sucht, die sich an den Konzepten des WWF reiben wird ebenfalls fündig. Innen also brodelt es, warum aber tritt das in den „Qualitätsmedien“ so wenig zu Tage? Gute Frage oder?
Update:
Bericht und Interview mit Wilfried Huismann
Hier nun noch ein paar Empfehlungen, was man machen kann, wenn man tatsächlich ein paar Leichen im Keller hat.
Schaffe Fakten: Je öfter du das Wort „Fakten“ benutzt, desto eher wird man dir glauben, dass du von Fakten sprichst.
Schaffe Länge! Kurze Texte lassen sich viel zu einfach diskutieren. Schreibe Texte so lang wie möglich, vielleicht hast du Glück und der Leser schafft es nicht bis zum Ende, weil zwischenzeitlich das Telefon oder die Tür klingelt. Je länger der Text ist, desto müder wird auch der Kopf und die Lust auf Diskussion sinkt gen Nullpunkt. Zur Not wiederhole einzelne Punkte und variiere die Details, auf die du eingehst.
Verzichte auf Struktur! Niemand wird dir vorhalten, dass du nicht auf Kritik reagierst, wenn du reagierst, egal in welcher Form. Wer will dir schon vorwerfen, dass du in der Kürze der Zeit es nicht schaffst, eine klare Struktur in deine Aussagen zu bringen? Um eventuellen Nörglern vorzubeugen, kannst du eine Gegendarstellung mit etwas mehr Struktur auch noch online stellen, verstecke aber den Link dahin irgendwo am Ende des ersten Textes.
Lesbarkeit ist was für Digital Natives! Lesbares Webdesign können ja die anderen machen, du wendest dich an Otto-Normalverbraucher der noch kleine Schriftgröße und geringe Zeilenabstände gewohnt ist.
Lade zur Diskussion ein! Benutze dafür am Besten ein Kommentar-Tool und behaupte es wäre ein Forum. Forum klingt nach Diskussion.
Konzentriere dich auf eine Stelle an der du diskutierst. Laß dich ruhig an anderer Stelle (Facebook) beschimpfen, es wird immer welche geben, die darüber nachdenken, dass das auch nicht in Ordnung ist. Richtig so.
Lade an Stellen, an denen man es von dir erwartet( Twitter), ebenfalls zur Diskussion ein und verlinke von dort immer wieder auf die eine Stelle an der DU dann auch technische Oberhand hast.
Ach so, besonders wichtig. Je größer und unstrukturierter deine Organisation ist, desto mehr ist der Gegenüber erstmal damit beschäftigt da reinzusteigen. So passieren dann auch schnell mal Fehler, die du natürlich immer wieder gut korrigieren kannst. Das schafft Wortmasse. Wortmasse ist wichtig für die Fakten, haben wir im Punkt 1 und 2 gelernt.