Die Stadt Leipzig hat heute eine neue Broschüre über die Leipziger Medien- und Kreativwirtschaft veröffentlicht (PDF). Vorgestellt werden die 7 Subbranchen, in die die ansässige Kreativwirtschaft eingeteilt wird. Die Unterteilung weicht von der Unterteilung der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung ab, die insgesamt 11 Branchen plus sonstige beschreibt. In den 7 Branchen von Leipzig sind dennoch alle vorhanden, beispielsweise wurde „Architektur und Design“ sowie alle „Künste und Musik“ zusammengefaßt, was aus meiner Sicht sehr viel Sinn macht. Leipzig geht sogar noch einen Schritt weiter und benennt mit „Messen und Dienstleister“ den Bereich „sonstige“ genauer, was ebenfalls hilfreich ist.
Zum Vergleich, im jüngst gegründeten Branchenverband der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft werden sogar 12 Branchen gezählt. Dass diese Unterteilung weiterentwickelt werden muss, zeigte sich bereits bei der Gründungsveranstaltung, wo sich doch recht viele, wie auch ich, unter „sonstiges“ wiederfanden.
Die Leipziger Broschüre geht neben der Clusterfrage aber auch noch einen weiteren, weitreichenderen, anderen Weg, als es auf Bundesebene weitergegeben wird. Zur Definition des Kreativwirtssektors wird immer wieder gern das sogenante 3-Sektoren-Model nach Weckerle / Söndermann heran gezogen. Dieses besagt, dass der kreative Sektor unterteilt ist in einen öffentlich geförderten Sektor, einen intermediären Sektor (Vereine, Stiftungen) und einen privaten Sektor. In einer Broschüre der Initiative der Bundesregierung liest man dazu:
Wenn wir über Kultur- und Kreativwirtschaft reden, sprechen wir nicht über den öffentlich geförderten Sektor, wir sprechen auch nicht über den intermedialen Sektor, wo Stiftungen usw. eine große Rolle spielen, sondern wir sprechen über den Bereich „Wirtschaft“, den privaten Sektor.
Als Grund wird dabei immer wieder genannt, dass man sich gegenüber der Politik stark abgrenzen möchte, nämlich vom bereits geförderten öffentlichen und intermediären Sektor. Nur damit Politiker nicht auf die Idee kommen könnten, hinter der Kreativwirtschaftsförderung eine versteckte neue Kulturförderung zu sehen, werden dabei aber die größten Potentiale, beispielsweise die Vernetzung und die Sichtbarkeit eines Gesamtbildes, verschenkt.
Um so großartiger, dass in der Leipziger Broschüre genau das nicht zu sehen ist. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig, die Deutsche Zentralbücherei für Blinde, das GRASSI Museum oder der Thomanerchor ist da genau so vertreten, wie der wirtschaftliche Kreativsektor. Meiner Meinung nach sollte man auch in Dresden an dieser Stelle weiterdenken. Abgrenzung für die Politik sieht zwar auf dem ersten Blick ganz sinnvoll aus, erreicht aber nicht sein Ziel bei den Akteuren. Der darstellende Künstler tritt im vom Land und von Komune geförderten Theater auf. Der professionelle Musiker braucht eben genau auch eine Musikszene, die sich aus geförderten Clubs, Hobbymusikern und Fördervereinen beschreibt, mindestens als Echoraum. Diverse Unternehmen wären froh, wenn noch viel mehr Kreative an den Sächsischen Hochschulen „heranwachsen“ würden und und und.
Wir sollten anfangen anzuerkennen, dass Kreativwirtschaft als Buzzword geboren wurde und es an der Zeit ist den sehr guten Gedanken dahinter von seinen Fesseln und Schranken zu befreien.