(Screenshot des Google+ Eintrages von DRadio Wissen)
Die Redaktion des Radiosenders DRadio Wissen überraschte heute mit der Meldung, künftig keine Inhalte mehr auf Google+ posten zu wollen. Im Wortlaut hieß es auf Google+:
Liebe Google+-Community, wir sind raus. Und zwar aus Google+. Social Media-Aktivitäten finden aber natürlich trotzdem weiterhin statt. Ihr findet uns auf Facebook und bei Twitter. Grüße und bis bald, die Redaktion.
Verlinkt wurde ausserdem die Facebook-Seite von DRadio Wissen. Die Antwort kam promt, innerhalb kurzer Zeit kamen sehr viele Kommentare zusammen, was wiederum überraschte:
Liebe Community, vielen Dank für Eure Kommentare und Anregungen. Wir sind von der Resonanz überrascht. Bisher hatten wir das Gefühl, dass unsere Posts in anderen Kanälen besser angenommen werden. Vielleicht passt unser Konzept nicht zur Google+-Community? Wenn Ihr mit uns kommunizieren wollt, was erwartet Ihr von uns?
Die Erwartungen, die über die Kommentare gestellt wurden, sind von der DRadio Wissen Redaktion selbst mit folgenden Worten zusammengefasst wurden:
Liebe Community, erste Zusammenfassung: Ihr möchtet mehr Diskussionsstoff, steile Thesen, Interaktion, Ankündigungen von Radioformaten wie Talkshows und ein besserer Profil. Zudem seid Ihr der Ansicht, dass Diksussionen bei G+ auf einem anderen Niveau laufen, als bei FB. Und genau das schätzt Ihr an G+. Wir denken heftig darüber nach.
Auffällig ist, dass im bisherigen Google+ Profil viel weniger gepostet wurde, als auf Facebook und Twitter. Zwischen dem 18.05. und dem 11.06.2012 wurde z.B. auf Google+ gar nichts veröffentlicht. Von daher erscheint der Vergleich zwischen den verschiedenen Plattformen auch etwas vorgeschoben.
Interessant ist, dass erst vor ein paar Tagen auf DRadio Wissen selbst über die BBC berichtet wurde, die sich jetzt selbst einer Social-Media-Pflicht unterstellt. Auch bei der BBC fallen die Aktivitäten seitens des Senders auf Google+ wesentlich schmaler aus, als auf Facebook. Während man auf Facebook stündlich einen neuen Eintrag findet, sind es auf Google+ in der Regel nur drei. Ganz offensichtlich fehlt es nicht an Resonanz, sondern an einem durchdachten Konzept, bei beiden.
Teilweise nachvollziehbar ist das, weil Google+ noch nicht einmal ein Jahr alt ist und daher auch Erfahrungen noch nicht so lange gesammelt werden konnten. Dass es aber sinnvoller ist, sich besser auf mehrere Netzwerke zu stützen, zeigt jetzt erst wieder der Ausfall von Twitter. Der in dem Beitrag über die BBC genannte Fall, in dem binnen einer Stunde Kontakt zu betroffenen Personen über Twitter hergestellt wurden, hätte so – zumindest nicht so schnell – nicht funktioniert. Man denke nur an diverse Weltereignisse, die zuerst über Twitter verbreitet wurden. Während Google+ noch eine passable Suchfunktion hat, ist ein Durchsuchen von Facebook aufgrund der Freunde- statt dem Follower-Prinzips nicht ohne sehr großen Aufwand möglich.
Die wichtigere Frage für mich ist allerdings, ob ein Öffentlich Rechtlicher Sender überhaupt eine solche Gewichtung zuungunsten von Google+ vornehmen darf. Zwar ist Google+ nicht gleichwertig, aber dennoch bei vielen Nutzern etablierten. Die Frage muss nicht nur gestellt werden, weil gerade Facebook eine geschlossene Plattform ist, die zudem immer wieder bezüglich ihrer Datenschutzregelungen in die Diskussion gerät, sondern auch weil damit erheblich in die Konkurrenzsituation eingegriffen wird. Gerade wenn man, wie DRadio Wissen, bereits auf dieser Plattform präsent war, ist die Wirkung gravierend.
Was meint ihr?
update: Annette Schwindt bezieht sich in ihrem aktuellen Blogpost auf die Frage, wessen „Fehler“ wenig Feedback ist und gibt hilfreiche Tipps für die Ansprache im Social Web.
update II: In einem Gastbeitrag habe ich die in diesem Beitrag gestellte Frage noch einmal konkretisiert. Was ich vorher auch noch nicht mitbekommen hatte, mir Joerg Eisfeld-Rechke aber sagte, ist das beschriebene Szenario hinter der Frage in in Frankreich bereits status quo. Mehr dazu im Gastbeitrag: DRadio Wissen und der Rückzug aus Google+.
Die Redaktion von DRadio Wissen hatte in Reaktion auf die vielen Kommentare hin, ihre Entscheidung noch einmal in einer Sendung von DRadio Wissen diskutiert. Zu Gast in der Sendung war auch Philipp Steuer, der in seinem Blog ebenfall dir Aktivitäten von DRadio Wissen auf Google+ ausgewertet hatte. Mittlerweile steht fest, DRadio Wissen bleibt auf Google+.