Dass das Internet nichts vergessen würde, ist eine der wohl bekanntesten Unterstellungen, die man den Internet gern machen möchte. Quelle dieser Vorstellung ist sicherlich zum einen die unfassbare und bildlich umwerfende Menge an Informationen, die man über den Browser erreichen kann und zum anderen werden es vor allem Fotos von einem selbst sein, die man vor gefühlten Ewigkeiten mal auf einer Internetseite hochgeladen hat und die von der Suchmaschine in den unpassendsten Momenten wieder an die Oberfläche gespült werden. Auch wenn einem das tatsächlich noch nicht passiert ist, dass man sich plötzlich betrunken abgelichtet im Netz wiederfindet, die Geschichten darüber und wie sie einem die neue Anstellung vermasseln, sind bekannt.
Ganz falsch ist es natürlich nicht. Was ich einmal irgendwo ins Netz hochlade, ist möglicherweise auch nach vielen Jahren noch im Netz auffindbar. Die eigentliche Erkenntnis sollte aber sein, dass ich eben das, was nicht gefunden werden soll, dann auch nicht irgendwo hochladen darf.
Und es vergisst eben doch!
Mit welchen Schwierigkeiten man dann doch konfrontiert sein kann, gerade weil das Internet eben doch vergisst, kann man aktuell im Blog von Torsten Kleinz nachlesen. Auf Artikel bei heise und taz über Megaupload und Kim Schmitz hatte er einstweilige Verfügungen von eben diesen bekommen, über die versucht wurde ihm die Berichterstattung über einzelne Sachverhalte zu untersagen. In einem sehr langen Prozess konnte dies erfolgreich abgewehrt werden. Torsten Kleinz hatte aber auch schon in der Vergangenheit über Kim Schmitz berichtet, in eigener Publikation unter dem Namen Kimble-Report. Darin hatte er die Berichterstattung über die Medienfigur Kim Schmitz dokumentiert und in eigenen Recherchen dargelegt, was alles nicht richtig dargestellt wurde.
Kurz gesagt: Es gab ein Haufen bullshit und ich nahm mein kleines Schäufelchen, um ihn wegzubringen. Ich machte es schlichtweg, weil es sonst niemand getan hatte.
Um nicht selbst weiter potentiell im Klagefeuer zu stehen, nahm er den Kimble-Report jetzt vom Netz. Der einfache Grund, der Aufwand die Behauptungen zu belegen, ist über die lange Zeit hinweg immer aufwendiger geworden. Torsten Kleinz schreibt dazu:
Viel wichtiger aber: Immer mehr Links in der Dokumentation führten ins Leere: Medien gingen pleite, stellten ihre Linkstrukturen um, löschten ihre öffentlichen Archive. Ich hab zwar von dem meisten Kopien, aber die kann ich nicht einfach publizieren.
In der Regel verlinkt man Quellen nicht nur, um anderen Urhebern in ihrem Recht der Urhebernennung gerecht zu werden, sondern auch um zu belegen, woraufhin man seine Aussagen trifft. Führen aber diese Verlinkungen mit der Zeit ins Leere, setzt man sich der Gefahr aus, dass Dritte mit einer anderer Meinung, aufgrund vermeindlich falscher Tatsachenbehauptungen mit dem Anwalt winken.
In Wirklichkeit also vergisst das Internet sehr wohl und das auch noch mit wirklichen schwerwiegenden Folgen. Wissen heißt nämlich nicht, dass es reicht das eine Information irgendwo vorhanden ist. Wissen heißt, dass verschiedenen einzelne Informationen richtig und sinngebend verknüpft sind. Das Internet existiert ja auch nicht durch die blose Existent von unglaublich vielen Rechenmaschinen, sondern durch die Verknüpfung dieser.
(via)
Ein weiterer Artikel zum Thema hier im Blog: Die alltägliche Depublikation