Auf der Webseite Netzreporter.org, einem Produktinsblog einer DRadio Wissen Sendereihe, wird die Arbeit von DRadio Wissen selbst wie folgt beschrieben:
Frage: Was ist DRadio Wissen? Die Antwort: Eine Suchmaschine für das Radio der Zukunft. Der Familienstand: Schwesterprogramme von Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur. Der Slogan: Hirn will Arbeit
Im Sinne einer Suche war das Erlebnis, welches die DRadio Wissen Redaktion mit den Worten „Liebe Google+-Community, wir sind raus. Und zwar aus Google+.“ auslöste, mustergültig. Was war geschehen?
Am Donnerstag verkündete die Redaktion von +DRadio Wissen ihren Abschied auf Google+. Innerhalb kürzester Zeit reagierten die Google+ Nutzer. Das Feedback fiel mit einer breiten Spanne zwischen „Verständlich“ über „Schade“ bis „Nicht nachvollziehbar“ aus. Einige Blogeinträge folgten, u.a. von Philipp Steuer, von mir (I + II) und auch Annette Schwindt reagierte indirekt in einem Blogbeitrag zum Thema.
Aufgrund der Reaktionen wurde die Entscheidung noch einmal in einer Sendung auf DRadio Wissen diskutiert. Zu guter letzt kam die Entscheidung: „Wir bleiben drin.„. Honoriert wurde diese Entscheidung u.a. durch über 1000 +1 Klicks. Wie in den Kommentaren der neues DRadio Wissen Beiträge auf Google+ zu entnehmen ist, warten die Follower jetzt gespannt auf Veränderungen und Reaktionen auf das Geschehene.
Welche Erkenntnisse und Überlegungen können Blogger und Journalisten aus dieser Geschichte ziehen?
Das Geschehen lässt sich mit Bezug auf Journalismus relativ klar auf zwei Themengebiete aufteilen. Zuerst erkennbar ist dabei natürlich die Frage der Verteilung von Nachrichten. Noch viel wichtiger, weil dem Verteilen vorangestellt, ist die Frage, wie Nachrichten heute erstellt werden.
Sehr passend dazu auch Miriam Meckel mit fünf Thesen über die Zukunft des Journalismus:
These 1: Der journalistische Welterklärer-Ansatz hat ausgedient.
These 2: Die neuen Medienmarke ist individuell, sie ist eigentlich nicht mehr organisational. Medienhäuser/Medienmarken werden weniger Marken, einzelne Journalistenmarken werden bedeutsamer.
These 3: Wer die Sozialen Medien nicht nutzt, verfehlt seinen Job.
These 4: Wenn der Journalismus bleibt wie er ist, dann bleibt er nicht.
These 5: Journalismus ist von nun an permanente Transformation.
Unsere erfahrenen Reporter befragen Quellen, arbeiten sich durch die Hallen des Kongresses, durchkämmen Dokumente. Wie andere gute Veröffentlichungen im Internet können wir unsere Meldungen schneller liefern, nachdem wir sie erst einmal erhalten haben. Die Art, wie wir diese beschaffen, unterscheidet sich nicht wirklich von den Methoden, die vor der Existenz des Internets verwendet wurden, damals, als ich bei einer Zeitung mit dem Journalismus begann.
Miriam Meckel beendet ihre fünf Thesen, die sie auf dem „Reporter Forum 2012“ in einer Videobotschaft präsentierte, mit dem Worten: „Sie alle sind der Kolumbus, der auf dem Weg ist etwas neues zu finden, aber keine Ahnung hat, wo er landen wird. Daher kann ich nur sagen: Lebt alle wild und gefährlich und unangepasst in der Erweiterung eures Radius.“
Blick in die Gegenwart
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat jüngst eine Studie mit dem Namen Crossmedia 2012 veröffentlicht.
Die Autorinnen Prof. Dr. Susanne Kinnebrock und Prof. Dr. Sonja Kretzschmar befragten Redaktionen unter anderem zum Wandel von Arbeitsabläufen und -strukturen und zu integrierter crossmedialer Produktion.
Auf universal-code.de wird diese Studie unter dem Titel „Crossmedia: Ein bisschen Facebook und viel Zufall“ kommentiert und u.a. folgende Textpassage herausgestrichen:
“Die Chance, partizipative Elemente, wie z. B. die Moderation von Foren, konsequent für die Optimierung politischer Berichterstattung im Lokalen zu nutzen, wird also nicht nur kaum wahrgenommen, sondern zählt auch nicht zur strategischen Ausrichtung der Berichterstattung im Lokalen. Obwohl die „Bürgerzeitung“ durch die Beteiligung von Bürgern zu den qualitativen Zielen lokaler Berichterstattung im Printbereich gehört, ist das „Bürgernetz“, also eine Online-Berichterstattung, die Bürger konsequent einbezieht, noch nicht zum Ziel einer qualitativ hochwertigen Berichterstattung geworden.”
Zusammenfassend kann man sicherlich festhalten, dass die von Miriam Meckel beschriebenen Potentiale in den Redaktionen noch entdeckt werden wollen. DRadio Wissen daher in der Tat dem Anspruch „eine Suchmaschine für das Radio der Zukunft“ zu sein, sehr wohl sehr gerecht wird.
Handlungsempfehlungen für Google+
Um vom allgemeinen Thema Journalismus und Zukunft zum Beispiel zurück zu kehren, kann man die Handlungsempfehlungen, die DRadio Wissen im Umgang mit Google+ entgegen gebracht wurden, festhalten.
Punkt 1: Wenig Interaktion liegt nicht an den Usern
Punkt 2: Gestaltungsmöglichkeiten nutzen
– im Infotext direkt ansprechen
– ansprechende Profilseiten-Banner wählen
Punkt 3: selbst aktiv werden, nicht nur auf der eigenen Seite
Punkt 4: Postings gestalten
– Links nicht nur mit kurzem Einzeiler schmücken, sondern mit mehreren Sätzen in das verlinkte Thema einleiten
– dabei auf eine Strukturierung achten, fett und kursiv formatieren
Punkt 5: Mehrwert schaffen
– das Gespräch offensiv anbieten
– Fragen stellen, auf Gegenfragen eingehen und neue Erkenntnisse oder Fragen in neuen Posting wieder aufnehmen
Punkt 6: Mit Formaten experimentieren
– z.B. Google Hangout in der Redaktionskonferenz