Seit dem 07.09.2012 läuft aktuell und einen Monat lang die Crowdfunding-Phase der Gründer Garage, einem Wettbewerb für angehende Unternehmer, initiiert von der Stiftung Entrepreneurship, der Crowdfunding-Plattform IndieGogo und Google Germany.
Gesucht werden Geschäftsideen aus allen Bereichen der Gesellschaft, ob aus Wirtschaft, Kultur, Umwelt oder Soziales. Auf einer Online-Plattform durchlaufen die Bewerber ein Training für Entrepreneure. Danach spielen sie einen Teil ihres Startkapitals durch “Crowdfunding” selbst ein. Am Ende winken attraktive Preisgelder. (Quelle)
Über 80 Projekte haben sich an dem Projekte beteiligt. Die große Überflieger-Idee, die stellvertretend für die gesamte Gründer-Garage die Plattform medienwirksam nach vorn bringt, konnte ich bisher nicht erkennen. Es sind eher viele kleine, teilweise wünschenswerte, teilweise aber auch extrem unverständliche Projekte.
In die Kategorie „eher wünschenswert“ würde ich z.B. die Bürger App stecken, eine Mobile App, die Lokalpolitiker/innen mit Bürgern und umgekehrt in Dialog treten lässt. Ein Wunsch wird es meiner Meinung nach bleiben, weil dieser angestrebte Dialog meiner Meinung nach weniger mit Technik, sondern mehr mit der Bereitschaft diese zu nutzen zu tun hat. Wie das Vorhaben mit 15.000 Euro zu realisieren ist, bleibt auch ein Geheimnis.
Eine Kategorie „fernab der Realität“ würde ich für MyExcuse – Management of Absencese aufmachen, eine MobileApp mit der Schüler oder Studenten sich einfacher vom Unterricht abmelden können. Ein automatisierten Prozess zwischen Lehrern, Eltern und Schülern, bei dem es speziell nur um die Unterrichtsentschuldigung geht. Fern ab der Realität, weil hier so getan wird, als wenn es im Unterricht darum gehen würde, sich zu 100% auf die reine Wissensvermittlung zu konzentrieren und eine Krankmeldung eine komplett statistische Größe darstellt. Im Pitchvideo gibt es den Satz „The school can save precious time an focus more on their core business (teaching an educatiing).“ Für trainieren von Robotern ist das sicherlich hilfreich, dort wo es aber um Menschen geht, nicht.
Von mir vielleicht total verkannt, weil in Wirklichkeit Kunst, ist das Projekt Songs erstellen. Der Gründer möchte eine Webseite aufbauen, auf der Songtexte und Melodien zueinander finden. Damit man versteht, wie das ganze funktionieren soll, gibt es ein Video mit lebenden Gänsen, stellvertretend für Textautoren und Komponisten, und einem Hund, stellvertretend für den „nennen wir es mal Algorithmus der Webseite“, zum nachfühlen. Wer das Projekt unterstützt, darf auch mal die Gänse streicheln oder sich für einen Tag das Fahrrad ausleihen. Nein, Kunst ist das auch nicht. Interessant ist das Projekt dennoch, denn es zeigt, wie wichtig ein guter Support und Qualitätsmanagement auf Crowdfunding-Plattformen sein kann. Richtig ernst nehmen kann ich nämlich spätestens nach diesen Beispielen das gesamte Projekt nicht mehr.
Etwas verwunderlich erscheint das Ergebnis, wenn man sich mal anschaut, was auf Seiten der Gründer Garage dafür getan wurde, um die Gründer und Ideen auf den Wettbewerb vorzubereiten. So findet man z.B. ein Online Training über zehn Module, die inhaltlich sehr solide vermitteln auf welche Punkte es ankommt, will eine Idee für eine Gründung einer Reifung unterziehen. Präsentiert werden diese Trainingseinheiten über informative Texte, Übungen und sehr strukturiert gehaltene Video, die eigentlich jeder Projektstarter mal mal anschauen kann.
Was dem Training aber komplett weitestgehend fehlt, ist die Frage, wie ich meine Idee auf Kausalität und Verständlichkeit gegenprüfe. Auch nahezu unbeachtet bleibt die Frage, wie eigentlich so ein Pitch funktioniert und worauf es in der Präsentation einer Idee ankommt. Da möchte z.B. jemand einen neuartigen 2-Takt-Motor entwickeln und lässt vollkommen offen, warum man heute noch einen Verbrennungsmotor bauen will, wo doch alles in Richtung Elektromotor zeigt? Nur so als Beispiel. Es scheint fast so, als hätten das Online Training nur die wenigsten absolviert.
Natürlich gibt es auch ein paar ganz interessanter Sachen, ordentlich präsentiert werden diese aber nicht. Persönlich glaube ich ja, hier hat sich keiner so wirklich einen Gefallen getan. Weder die Stiftung Entrepreneurship, die beteiligten Unternehmer mit ernsthaften Interesse, noch IndieGogo, die für den deutschsprachigen Raum offensichtlich auch noch keinen Support leisten können. Aber naja, steht ja auch noch groß „Beta“ darüber.
Screenshot: http://www.entrepreneurship.de/gruender-garage/online-lernen/