Eigentlich war ich nur auf der Suche nach einer Geschichte, die ich als Aufhänger nehmen wollte, um auf die 8. Studentischen Medientage in Chemnitz hinzuweisen. Das Programm hat mir jetzt nicht wirklich etwas neues versprochen, deshalb gestaltete sich die Suche etwas länger, als ich mir das wünschte. Vielleicht kennt ihr das auch, wenn ihr im Netz auf der Suche seid, den Faden irgendwie schon seht, aber einfach nicht den Anfang findet.
Angefangen habe ich natürlich bei mir selbst. Vergangenes Jahr war ich auch bei den Studentischen Medientagen. Aufmerksam auf die Veranstaltung wurde ich ganz einfach über Stefan Klix, der mitverantwortlich war für die Veranstaltung. Kennengelernt hatte ich ihn wohl über Facebook, genau weiß ich sowas meist nicht mehr. Das ist auch schon eine ganze Weile her. Teilgenommen habe ich eigentlich nur bei einem einzigen Workshop. Leider findet man zu diesem Workshop selbst nicht mehr viel, aber ich habe mir natürlich ein paar Aufzeichnungen gemacht. Es ging um Nelfenmanagement, in der Beschreibung stand etwas von transmedialem Storytelling, logischerweise war ich da dabei.
Der Workshop war großartig! Im ersten Teil wurde Mythologie behandelt, dass Mythen in Bewegung sind und keine starren Gebilde, weil sie sonst Dokmen wären und es ging um die Herkunft der Nixen und Elfen, dass z.B. Nixen in der griechischen Geschichte noch als Sirenen, also als Vogelwesen vorkommen, erst im Mittelalter das erste mal in einer Gestalt mit Fischschwanz auftauchen.
Ein Mythos ist eine abgespiegelte Wahrheit, er wird so erzählt als sei der gültig.
Im zweiten Teil ging es tatsächlich um die Frage, wie man Geschichten managemen kann. Es ging um Techniken, wie ich einer Geschichte auf die Spur kommen kann. In einer praktischen Aufgabe sollten wir, die Workshopteilnehmer, ein Szenario entwickeln, das die Entstehung der Nelfen aus den mythologischen Wesen Nixen und Elfen beschreibt. In einer zweiten Aufgabe sollten wir erarbeiten, wie wir vorgehen würden, um die Existenz der Nelfen publik zu machen.
Noch viel großartiger als der Workshop ist aber der Referent des Workshops gewesen, Micky Remann. Mickey Remann ist Schriftsteller und Medienkünstler. Er ist zum Beispiel verantwortlich für das Unterwasser Licht- und Tonsystem Liquid Sound und setzt damit auch eine interessante Verbindung zwischen Storytelling und Tourismus. Er ist auch Dozent im Bereich Experimentelles Radio an der Bauhaus Universität Weimar. Auf der sehr langen Liste findet man auch das FullDome-Festival. Beim FullDome geht es um Projektion des Raumes auf eine riesige Halbkugel. Ich stelle mir das ähnlich fantastisch vor, wie das Panometer von Yadegar Asisi.
Die Verbindungen könnte ich noch in alle Richtungen weiterziehen, über andere Medienkünstler wie Tim Pritlove mit Blinkenlights, über Raum als Projektionsebene, über die Rolle der Fiktion im Alltag, das wäre quasi endlos. Die Frage, die ich mir irgendwann stellen muss, ist die Frage nach den Anfang und dem Ende. Wenn wir genau hinschauen, reicht es nicht nach Geschichten zu recherchieren, weil wir dabei nämlich Anfang und Ende nicht fertig vorfinden. Anfang und Ende einer Geschichte sind keine festen Punkte, die ich immer wieder gleich aufnehmen muss, sondern lediglich ein stilistisches Mittel beim Erzählen. Anfang und Ende sind Bestandteil des Spannungsbogens einer Geschichte, wenn man so will größtmöglicher Unterschied zum Höhepunkt oder dem Kern einer Geschichte. Anfang und Ende sind damit aber auch die erste Ebene, wenn es darum geht Geschichten transmedial zu erzählen, d.h. Einzelgeschichten eigenständig zu gestalten, unabhängig von anderen Bestandteilen einer gemeinsamen transmedialen Welt und trotzdem diese gemeinsame Geschichte zu bedienen.
Geschichten transmedial zu gestalten, ist mit diesem Konzept des flexiblen Ein- und Austrittspunktes auch ein Angebot an jeden Zuhörer, seine eigene Perspektive gegenüber der Geschichte einzunehmen und selbst zum Erzähler zu werden. Eine Geschichte ist ein Raum, eine Storyworld mit vielen Türen.