In ihrem Blog . NetzFaktorei hat Dörte Giebel, auch bekannt unter @dieGoerelebt, ein neues Blogformat erfunden, den Blogsprint. Kurz zusammengefasst müsste man es beschreiben als Bloggen in der Community, zu einer vorher verabredenten Zeit, zu einem gemeinsamen Thema. Das Ziel ist es, dabei das Bloggen wieder mehr als Diskussion und miteinander reden zu verstehen. Da mir die Idee sehr gefällt, versuche ich spontan mal meine Gedanken zu dem vorgeschlagenen Thema auszuwerfen.
Das Thema für den BlogSpirnt Nr. 1
Collaborative Online Content Production (COCP):
Erfahrungsberichte – Visionen – Tools – offene FragenDas Internet mit seinen vielfältigen Plattformen und Programmen ermöglicht die virtuelle Teamarbeit zur Produktion von Inhalten bzw. Medien.Doch aus diesen scheinbar unendlichen Möglichkeiten ergeben sich Fragen, die am konkreten Projekt beantwortet werden müssen:
- In welchen Zusammenhängen macht das gemeinsame virtuelle Produzieren von Inhalten (ob Text, Bild, Ton oder Bewegtbild) besonders viel Sinn und wo ist es Unsinn?
- Was für Projekte werden dadurch möglich – und was macht diese dann doch wieder kompliziert?
- Welche Kompetenzen brauchen Menschen für die COCP und welche Rollen müssen im Team, das erfolgreich zusammen produzieren will, vergeben und ausgefüllt werden? Wie muss ein Team beschaffen sein, dass COCP betreibt? Welche Spielregeln müssen eingehalten werden?
- Was sind das eigentlich für Inhalte, die dabei herauskommen? Und wem gehören die?
- Welche Tools eignen sich besonders gut, um gemeinsam im Internet neuen Inhalte zu arbeiten?
COCP COSP! Collaborative Online Story Production
Um dem Thema zu begegnen möchte ich ein Beispiel vorstellen, welches mir persönlich bekannt ist und an dem ich mich irgendwie beteiligt fühle. Wenn ich auch selbst nicht an dem Buch mitgeschrieben habe, besser gesagt an den beiden Büchern. Das erste ist 2010 erschienen und trägt den Titel Kultur 2.0 – Neue Web-Strategien für das Kulturmanagement im Zeitalter von Social Media. Das zweite ist ein Jahr darauf, also letztes Jahr erschienen und heißt Social Media im Kulturmangement.
Das Wort gemeinsam ist bei diesen Büchern auf zwei Ebenen zu finden. Zum einen wurden beide Bücher von mehreren Autoren geschrieben (wozu ich aber nichts weiter erzählen kann, da ich nicht zu den Autoren gehöre) und zum anderen würde es diese Bücher wahrscheinlich nicht geben, wenn es nicht 2009, 2010 und 2011 die stARTconference gegeben hätte. Beide Bücher sind Begleitwerke der Konferenz, trotzdem natürlich auch eigenständig und in sich geschlossen. Wie sehr für mich die Bücher mit der Veranstaltung und darüber hinaus mit einer Community oder einem Community-Gedanken zusammenhängen, hatte mal in einem Review über das zweite Buch beschrieben. Damals schrieb ich:
Das besondere an dem Buch ist nicht etwa, dass es mir in jeder (Arbeits-)Lebenslage, die mir in den Social Media begegnet ein, das richtige Kapitel bereit hält, so wie man es wahrscheinlich von einem Handbuch erwarten würde. Nein, das besondere ist, dass das Buch das in sich trägt, wofür die stARTconference steht. Wir reden von Netzwerken, von Meschen, vom “Geschichten erzählen” über die Medien und wir reden über Dialog.
Der Grund, warum ich in kurzerhand aus COCP ein COSP gemacht habe, also den Content durch die Story aus getauscht habe, findet sich in der Rezension wieder. Und ich würde behaupten, dass es sich ähnlich auch bei anderen Büchern verhält. Es geht meist eben nicht um den Content, um die einzeln geschriebenen Texte in einem Gemeinschaftswerk, sondern viel mehr um das, was die einzelnen Texte und Autoren verbindet.
Was aber kann ich tun, um mit diesen Gemeinsamkeiten operativ umzugehen? Die berühmte allgemeingültige Antwort wird da sicherlich nicht zu finden sein, ein paar Hinweise für die Richtung aber schon.
Vernetzung über die Meta-Story
Um gemeinsam gestalten zu können, ist es natürlich wichtig sich zu vernetzen. Einfach online sein reicht da aber wahrscheinlich nicht aus. Für die stARTconference 2011 gab es sogar eine eigene Facebook-Gruppe und die Mitglieder der Gruppe hatten einen eigenen Namen, die stART11en (sprich stARTelfen). Elfen, die immer helfen. Natürlich waren die stART11en auch Helfer zur Veranstaltung oder in irgendeiner anderen Weise wichtig für die Organisation, zuletzt fühlte es sich aber nach mehr an. Über die stART11en wurde eine Meta-Story geschaffen, die die Mitwirkenden im engeren Kreis näher aneinander brachte und nach Außen hin eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten schuf, die es Außenstehenden leichter machte sich für die eigentliche Story „Social Media im Kulturmanagement“ zu interessieren.
Unter Zuhilfenahme der geborgten Meta-Story
Zwei weitere Beispiele, die ich auch kürzlich selbst im Blog hatte, sind „Alice im Googleland“ und „Alive im Facebookland“. Vor zwei Tagen erst hatte DRadio Wissen „Geschichten erzählen“ als Tagesthema gesetzt, in dessen Rahmen sie die Nutzer auf Google+ und Facebook aufforderten, mit der Idee der Geschichte Alice im Wunderland als thematischen Rahmen, eine völlig neue Geschichte zu erzählen. Beide Geschichten wurden von Sprechern eingesprochen und sind durchaus hörenswert. (Mir persönlich gefällt Alice im Googleland sehr!) Die bekannte Geschichte von Alice im Wunderland bildet dort natürlich den Rahmen und ist nichts anderes also eine geborgte Meta-Story.
Allerdings, das zeigt das Beispiel auch sehr deutlich, die geborgte Meta-Story ist kein Rundum-Sorglos-Paket. Noch vor kurzen hätte die Aufforderung von DRadio Wissen auf Google+ wahrscheinlich nur ein oder zwei müde Kommentare erreicht. So aktiv, wie jetzt sind die Nutzer dort nämlich erst, seit DRadio Wissen mit der Ansage Google+ zu verlassen, für große Aufmerksamkeit sorgte. Erst die vielen Kommentare hatten bewirkt, dass sie dort geblieben sind. Viele der Google+Follower von DRadio Wissen haben also auch da eine gemeinsame Geschichte, die Geschichte wie sie DRadio Wissen zurück holten.
Besonders viel Sinn macht das gemeinsame Produzieren also immer dann, wenn man merkt, dass eine gemeinsame Ebene bereits vorhanden ist. Idealerweise lassen sich mehr oder minder sichtbare Verknüpfungen ausmachen, die auch von Dritten gefunden werden können. Die Werkzeuge, die man am Ende dafür benutzt, sind meiner Meinung nach zweitrangig. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Hilfreich ist, wenn es, wie in jeder Geschichten, auch für die Meta-Story einen Geschichtenerzähler oder eine Geschichtenerzählerin gibt, ohne wird es sicherlich sehr schwierig. Die konkreten Spielregeln sollte man aber jedesmal neu aufsetzen. Sicherlich gibt es wiederkehrende Muster, darüber reden muss man trotzdem noch einmal.
Mehr zum Thema Storytelling hier im Blog: https://www.kultur2punkt0.de/tag/storytelling
Zusammenfassung des Blogsprints: http://netzfaktorei.de/2012/07/06/blogsprint-in-progress-live/