Seit September 2011 finden am Nordkolleg Rendsburg auch Barcamps zum Themengemenge Kultur und Wirtschaft statt. Zuletzt fand ein Barcamp am 28. März zum Thema „Kultur kreativ finanzieren“ statt. Lena Mäusezahl aus dem Veranstalterteam des Kontaktbüros Kulturwirtschaft Nord hat mir dazu ein paar Fragen beantwortet.
Steffen: Hallo Lena, du bist beim Nordkolleg Rendsburg, genauer gesagt beim Kontaktbüro KulturWirtschaft Nord dafür zuständig Kultur und Wirtschaft in Norddeutschland zu vernetzen. Kannst du kurz erklären, was man sich unter dem Kontaktbüro KulturWirtschaft vorstellen kann?
Lena: Hallo Steffen, ja, gerne. Genau, wir bieten Vernetzung, Beratung und Vermittlung an der Schnittstelle zwischen Kultur und Wirtschaft in Schleswig-Holstein und sind damit in der Tat zugleich Vernetzungs-, Beratungs- und Vermittlungsagentur. Die Arbeit ist entsprechend vielseitig. Wir führen (Kooperations-)Veranstaltungen durch, bieten Beratungen und Workshops an, vermitteln und interagieren innerhalb unseres starken – und inzwischen großen – Netzwerks. Unsere Themen sind beispielsweise Kulturmanagement, Fundraising, Corporate Cultural Responsibility und kreatives Sponsoring. In unserer Arbeit geht es darum, Kooperationsmöglichkeiten aufzuzeigen, Kompetenzen zu bündeln, Synergien zu schaffen und vor allem auch um den Abbau von Barrieren und Vorurteilen. Wir sind Anlaufstelle, Impuls- und Ideengeber und nicht zuletzt Dolmetscher für Akteure aus Kultur und Wirtschaft und bieten mit unseren Veranstaltungen eine Plattform für Kommunikation und Kooperation. In unseren Veranstaltungen und Beratungen informieren wir praxisnah über neue Ideen und Konzepte der Zusammenarbeit und Kulturfinanzierung. Das Kontaktbüro bildet aber nur eine Säule des Projekts »Dialog: KulturWirtschaft«. Die zweite Säule ist das Kompetenzzentrum, das mit der Seminarreihe »Kultur Marketing Management« qualifizierende Weiterbildungen anbietet, um den Kultursektor zu stärken.
Steffen: Das Barcamp, über das ich mit dir sprechen möchte, fand ja gerade erst statt. Wie war es denn so? Macht ihr mit dem Konzept Barcamp auch eher noch Pioniersarbeit oder scharren bei euch die Leute schon mit den Füßen und wollen mehr?
Lena: Das »Kultur kreativ finanzieren!«-BarCamp war abwechslungsreich, erfrischend, vielseitig und auch lehrreich! Ja, das Format ist hier noch recht unbekannt, aber es stößt auf Offenheit und Interesse. Außerdem sind wir inzwischen darin trainiert, Neuland zu betreten – wir bewegen uns ja thematisch ohnehin in einer Nische. Für uns war es die dritte eigene BarCamp-Veranstaltung. Zu beobachten ist, dass die Leute vorab viele Fragen haben und auch neugierig sind. Anfangs braucht es Vermittlung. Spätestens wenn es losgeht, klären sich die Fragen dann fast wie von selbst und es entwickelt sich eine tolle Eigendynamik. Unsere Evaluationen verraten, dass ein Großteil – meist etwa 75 Prozent – unserer Teilnehmer BarCamp-Neulinge sind. Am Mittwoch haben alle Teilnehmer die Frage, ob sie wieder ein BarCamp besuchen würden, bejaht. Wenn wir die Leute erst einmal erreicht haben, dann wollen sie tatsächlich auch mehr davon. Interessant finde ich außerdem, dass die durchschnittliche Sessionqualität mit der Note 1,7 bewertet wurde. Viele sind der BarCamp-Methode gegenüber skeptisch und stellen die Qualität infrage, da ja jeder eine Session anbieten darf. Die positiven Evaluationsergebnisse zeigen, dass qualitativ hochwertiges Wissen und die Expertise in den Teilnehmern selbst stecken.
Steffen: Stephan Opitz, einer der vier Autoren vom „Kulturinfarkt“ ist Gründer und war auch mal Direktor des Nordkollegs, war er auch da?
Lena: Nein, leider war Stephan Opitz nicht dabei. Er und seine Studenten sind aber öfters auf unseren Veranstaltungen im Nordkolleg. Natürlich war »Der Kulturinfarkt« auch Thema auf unserem BarCamp, schließlich ging es ja um Kultur und deren Finanzierung.
Steffen: Das Barcamp trägt den Namen „Kultur kreativ finanzieren“. Welche Finanzierungsmöglichkeiten wurden denn am meisten diskutiert und welche neuen Konzepte gelten oder galten in den Gesprächen als vielversprechend?
Lena: Gleich zu Beginn des BarCamps wurden die unterschiedlichen Wege der Kulturfinanzierung in einer Speedsession erarbeitet. Die Möglichkeiten sind vielfältig und es wurde auch schnell klar, dass es nicht immer nur um öffentliche Kulturförderung geht. Zudem geht es grundsätzlich nicht nur ums »Klinken putzen«, sondern ebenso um Eigenwirtschaftlichkeit oder Kooperationen auf Augenhöhe. Bei Kulturfinanzierung ist eine starke inhaltliche Konzeptarbeit zentral. Der Kieler Fundraiser Kai Kulschewski sagte kürzlich auf einer unserer Veranstaltungen in etwa Folgendes: »Bei Fundraising geht es keineswegs um Geld, sondern um die Stärke der Idee. Niemand wird Ihnen Geld geben, nur weil Sie zu wenig davon haben. Sie müssen Ihre Partner inhaltlich überzeugen und Begeisterung für Ihre Idee entfachen.« Besonders intensiv wurde auf unserem BarCamp über Crowdfunding und Social Media gesprochen. Schön fand ich vor allem, dass in einigen Sessions konkrete Projekte vorgestellt wurden und in einer Art Peer-to-Peer-Beratung gemeinsam Wege und Möglichkeiten der Finanzierung erarbeitet wurden. Weitere Themen waren beispielsweise Antragsstellung, das FSJ Kultur und Volunteering oder auch Mikrokredite.
Steffen: Gibt es ein Fazit, welches ihr aus der Veranstaltung insgesamt ziehen könnt?
Lena: Mehrere! Zum Beispiel hat sich erneut gezeigt, dass Kulturfinanzierung sehr viel Kreativität erfordert und ganz verschiedenartige Möglichkeiten in sich birgt. Auch die Erkenntnis, dass es bei Fundraising eben nicht zuallererst ums Geld geht, ist zentral. Ebenso wurde deutlich, dass es eine große Bereitschaft gibt, Wissen und Expertise großzügig zu teilen und sich gegenseitig zu unterstützen und zu beraten. Die BarCamp-Methode fördert kollektive Ideenfindung und das gemeinsame Schaffen in einer Wir-Gesellschaft und macht zudem extrem viel Spaß!
Steffen: Vielen Dank! Wie man auf eurer Website lesen kann, findet das nächste Barcamp „Dialog:Kulturwirtschaft“ bereits am 10. und 11. Mai. Spätestens dann hören wir wieder voneinander.
Als Vorgeschmack auf das nächste, dieses Video vom ersten Barcamp „Dialog:Kulturwirtschaft“ im September 2011: