Von der Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut gGmbH (HWWI) und der Berenberg Bank wurde vor ein paar Tagen ein Kulturstädteranking veröffentlicht (PDF). Die Stadt Dresden hat in diesem Ranking mit dem zweiten Platz hinter Stuttgart ein hervorragendes Ergebnis erreicht. „Der Vergleich zwischen den 30 größten deutschen Städten soll dazu beitragen, die Potenziale und Handlungserfordernisse für diese Städte zu identifizieren.“, heißt es in der Präsentation.
Das Ranking und dessen Visualisierung ist einigermaßen deprimierend, zumindest auf den unteren Plätzen. Aus Sicht eines Kapitalgebers erscheint ein solches Ranking sinnvoll zur Einbeziehung in strategischen Entscheidungen. In der Pressemitteilung der Berenberg Bank heißt es:
Die Attraktivität und Vielfalt der Kulturlandschaft sind wichtige Aspekte der Lebensqualität. Gerade hochqualifizierte und kreative Menschen leben mit Vorliebe dort, wo es ein ansprechendes kulturelles Umfeld gibt. Auch für Touristen aus dem In- und Ausland ist das kulturelle Angebot in Städten ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Reiseziels. „Kulturelle Vielseitigkeit bestimmt nicht nur die Attraktivität einer Stadt, sie ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, denn Städte- und Kulturtourismus befinden sich auf Wachstumskurs“, sagt Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Berenberg Bank. Darüber hinaus ist die Kulturwirtschaft ein expandierender Wirtschaftszweig und wichtiger Arbeitgeber in deutschen Städten.
Unterstrichen wird damit noch einmal die Bedeutung der Kultur- und Kreatiwirtschaft für den gesamten Wirtschaftsbereich und vor allem auch die Verknüpfung zur öffentlich geförderten Kultur in dieser Beziehung, die in Betrachtung der Fördermöglichkeiten der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Regel ausgeklammert wird.
Für die Stadt Dresden bestätigt die Studie die Bedeutung der Museen für die Stadt. Mit einem Wert 5,1 Besuchen auf 1.000 Einwohner liegt Dresden deutlich an der Sitze im Ranking der Museumsbesuche, beispielsweise Leipzig hingegen kommt nur auf ca. 2,2 Besuche pro 1.000 Einwohner. Bei der Zahl, auf die ich persönlich am meisten geben würde, der Dichte der Künstler/innen, die über die Künstlersozialkasse erfasst werden können und damit nachweislich über ihre Kunst Einkommen erzielen, schneidet Dresden hingegen zwar auch nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut ab. Mit einer Künstler/innendichte von ca. 3,7 auf 1.000 Einwohner leben in Dresden damit etwas unter. 2.000 Künstler/innen mit entsprechendem Einkommen. In Leipzig sind es mit einer Künstler/innendichte von ca. 4,6 etwa 2.400 Künstler/innen. Der Unterschied gegenüber Köln mit knapp doppelt so vielen Einwohnern, aber acht mal so vielen Künstler/innen in der Künstlersozialkasse ist deutlich. Und wie eine andere Welt wirkt natürlich Berlin mit über 32.000 Künstler/innen, die ihren Lebensunterhalt mindestens zum Teil über ihr künstlerisches Schaffen bestreiten dürfen.
Auch wenn in den Museen von Dresden erstklassische Arbeit geleistet wird und dies zurecht zum kulturellen Reichtum angerechnet wird, stellen sie natürlich nicht alles dar, was man als Maßstab nehmen kann oder besser gesagt, sie können nicht das ersetzen, was an anderen Stellen fehlt. Museen sind ein wichtiger Nährboden, leisten einen großen und wichtigen Teil für Identität und Bildung. Wichtig ist aber auch, dass wir auf die Menschen schauen, denn sie sind es, die Bewegung ausmachen. Wir brauchen nicht nur Nährboden, sondern auch Prozesse, das Mitgestalten der alltäglichen Veränderung. Gerade wenn wir auf die Stadt als Wirtschaftsstandort schielen, brauchen wir nicht nur wissende Menschen, sondern zusätzlich auch denkende Menschen, Ideen, Innovation! In Beziehung zur Kultur sind eben auch die Künstler/innen, nach denen wir schauen müssen und genau da, liebes Dresden, ist noch jede Menge Luft nach oben.
Sich drauf ausruhen gilt nicht. Die Sache anschauen, sich untereinander austauschen, nach eigenen Kriterien prüfen und möglich machen.
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