Während Madsen dem ganzen Leid wahrscheinlich unfreiwillig einen Soundtrack verleihen, scheint das Ende der GEMA nah. So jedenfalls, glaubt man den aktuellen Berichten über die Verwertungsgesellschaft. Überschriften wie „Vom Künstleranwalt zum Raubritter“ oder „Gema, der Club der oberen 3400“ werden im Netz gern geteilt. Auch der Freitag sieht das Fass bereits überlaufen:
„Jetzt kommt immer massiver aufs Tapet, woran es bei der GEMA prinzipiell krankt: Die offensichtlich ungerechten Ausschüttungen zu Gunsten weniger Großverdiener, das dem demokratischen Bauchgefühl hohnsprechende Kastensystem innerhalb des Vereins, das es jenen Großverdienern satzungsgemäß erlaubt, nach eigenem Willen Gremien zu besetzen und Ausschüttungen zu beschließen. Die immer weniger nachvollziehbare Starrsinnigkeit in diversen Tarifverhandlungen und deren – wie im YouTube-Streit – zum Teil katastrophalen Folgen für Musiker oder wie jetzt die Clubkultur. Das Fehlen einer ernstzunehmenden Aufsicht durch das zwar zuständige, aber scheinbar völlig überforderte und wenig sachkundige Patent- und Markenamt. Und nicht zuletzt der arrogante Tonfall und eine umfassende Ignoranz realer Verhältnisse, mit dem die GEMA-Vorstände und -Sprecher so ziemlich jeden bereitstehenden Image-Fettnapf mitnehmen.“
Bei dem Stichwort „arroganter Tonfall“ fühlt man sich irgendwie an das Interview mit Gema-Sprecherin Gaby Schilcher in der Berliner Zeitung erinnert. In was für ein Wirrwarr man sich dort verheddert und mit welchen Schranken die eigene Politik verteidigt wird, ist schon lange nicht mehr schön.
Birgit Walter: „Berlin kommen alle Klubs auf die gleichen Ergebnisse. Die spielen elektronische Tanzmusik, überwiegend nicht mal Gema-pflichtig. Sie fühlen sich doppelt benachteiligt, weil an DJs in der Regel keine Gema-Einnahmen zurückfließen.“
Gaby Schilcher: „Spielt ein Klub ausschließlich Gema-freie Musik, zahlt er nicht an die Gema. Aber das ist sehr selten. Wer von der Musik leben will, ist in der Regel Mitglied einer Verwertungsgesellschaft.“
Nur noch einmal zum Unterstreichen: gesagt wird „überwiegend“, verstanden wird „ausschließlich“.
Weiter unten dann:
Birgit Walter: „Gerecht? Kritisiert wird doch die Gema gerade für die unüberbietbare Ungerechtigkeit Ihres Systems, das die Gelder völlig einseitig an Großverdiener verteilt, an Schlager- und Jingle-Autoren.“
Gaby Schilcher: „Die Gema ist eine Datenbank, die verwaltet Daten, Playlisten. Und wenn, Herrgott nochmal, die Masse der Menschen Dieter Bohlen hören will, dann ist das so. Wenn die Musik auf CDs gekauft, im Radio gespielt, auf Veranstaltungen gehört wird, hat er ein Recht auf das Geld.“
Da darin spiegelt sich ein Problem von mächtiger Größe wider! Die GEMA weiß gar nicht, was die Menschen in den Diskotheken spielen und hören. Für sie gibt es nämlich nur ganz oder gar nicht. Natürlich kann man der GEMA nicht unterstellen, vorsätzlich falsch zu agieren.
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Je sonderbarer der Kosmos, desto sonderbarer die Gesetze. Beim Thema Gesetze, wie in der großen Politik gibt es auch innerhalb der GEMA verschiedenste Lobbyistengattungen. Im Bad Blog of Musick berichtet Alexander Strauch von seinem Besuch der GEMA Mitgliederversammlung. In ganzen fünf Blogeinträgen (1,2,3,4) kann man seine Reise nach Berlin nachlesen. Im fünften Teil berichtet er dann ausführlich von einem der Wahlverfahren innerhalb der GEMA:
Von den E Leuten wurden letztlich nur Dorothea Hoffmann und Norbert Stammberger, soweit meine Infos, als Delegierte gewählt. Was für eine Enttäuschung für das Engagement der Jungen um Thomas N. Krüger! Und was für eine Farce, dass die E-Musik in der GEMA auf dem Wege der massiv erhöhten Delegiertenzahl gleichsam auf dem Stand der Vorjahre blieb und somit trotz vermehrtem Einsatz ins Hintertreffen geriet! Wie ich immer schon sagte: Wenn diese U-Truppe der hinteren Reihen einfach mal so spassartig die GEMA stürmt, bleibt von uns ggf. nichts übrig, wenn dies aus ganz anderen Gründen denn einer Verachtung für die E-Musik geschieht.
Wenn man dazu dann noch den Kommentar von Gaby Schilcher im vorgenannten Interview im Ohr hat, ohje:
Birgit Walter: „Hier gehört doch der Schlüssel geändert. Aber in Ihrem System dürfen nur die wenigen Großverdiener über die Verteilung des Geldes bestimmen.“
Gaby Schilcher: „Ja, das sind die Urheber. Die Gema ist Dienstleister, macht keinen Gewinn. Dass nur ein paar hundert Autoren über die Verteilung entscheiden, ist Sache der Urheber – das müssen die ändern. Es ist nicht Aufgabe der Veranstalter zu kritisieren, was Urheber mit ihren Geldern machen.“
Liebe Urheber: Lasst die Musik an!