Da ich mich fast täglich radelnd durch Dresden bewege, fällt mir auf wie wenig nach vorn gedacht dieser Auto-Individualverkehr ist. Er nimmt schlicht und ergreifend viel zu viel Platz weg. Ganz abgesehen davon ist er natürlich laut und stinkt. Am Platzmangel aber werden wir es bereits in den nächsten Jahren hier merken. Dresden wächst und das nicht zu knapp. Die Quartalszahlen zeigen zwischen dem 1. Quartal 2011 und dem 1. Quartal 2012 einen Unterschied von 6589 Personen im Plus, in Summe werden 524.510 Bürger als aktuelle Zahl angegeben.
Wie weit man in der Verwaltung dieses Wachstum mitdenkt, kann ich nicht einschätzen, da ich dann doch diesen Teil der Lokalpolitik nicht so ausgiebig verfolge. An dieser Stelle kann ich nur Google fragen und staunen. Christian Eichner, Leiter der Statistikstelle der Landeshauptstadt Dresden wird in einer Pressemitteilung im November 2011 mit dem Satz zitiert:
„Bisher sind wir davon ausgegangen, dass im Jahr 2025 die Gesamtbevölkerung bei etwa 530 000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt. Jetzt sagen wir, dass 550 000 Einwohner wahrscheinlich sind“
Wächst Dresden noch einmal ein Jahr im gleichen Maße, sind die 530.000 bereits 2013 erreicht. Sich so zeitnah um 12 Jahre zu verschätzen … ich weiß nicht.
Unterdessen gibt es in Dresden bereits beim Fahrradfahren ein Platzproblem. Die Oberbürgermeisterin Helma Orosz lädt in ihrer aktuellen Kolumne zum Bummeln ein:
Laufen Sie mit mir gemeinsam den Elberadweg entlang, schlendern Sie mit durch den Großen Garten oder wir entdecken gemeinsam die Innenstadt mit ihren Grün- und Ruhezonen.
Aber Vorsicht beim Bummeln, da fahren nämlich tatsächlich auch Radfahrer entlang und das nicht zu knapp. Einer davon bin ich. Und an Wochenendtagen, an denen es besonders schön ist, braucht man sowohl als Radfahrer wie auch als Fußgänger – vor allem, wenn man klein ist – eine große Portion Glück. Vorwurfsvolle Blicke, das Kind, das angeschrien wird, weil gerade noch so gebremst werden konnte, genervte Anmache wie „DAS IST EIN FUSSWEG!“, leider alles keine Seltenheit. Natürlich ist der Elberadweg auch ein wunderschöner Weg zum Laufen und Bummeln, dummerweise aber auch der konkret als solcher ausgeschilderte Radweg.
Auch in Dresden fehlt es an Vordenkern und wahrscheinlich auch am Mut ein wenig zu spinnen. Vorsicht sei geboten, man könnte ja in Dresden wieder … über eine Brücke diskutieren! Aber mit Brücken kann man eh das ganzheitliche Problem nicht erschlagen. Dresden wächst nicht nur an Einwohnern, sondern auch an Besuchern. Dresden war und ist wohl auch immer noch Geburtenhauptstadt während man jüngst deutschlandweit ein Rekordtief der Geburtenzahlen feststellte. Wachsenden Städte wie Dresden werden allein durch den Fakt, dass sie wachsen vor neue Herausforderungen gestellt, denen man auch mit neuen Antworten begegnen muss.
Für mehr überdachte Ideen!
Das findet auch Martin Unfried in seiner Ökosex-Kolumne über Visionen der Nachhaltigkeit.