Auf meinem Rechercheweg über das Urheberrecht, bin ich auf einen Vortrag von Stephan Benn hingewiesen wurden. Der Vortrag ist recht interessant, zumal er noch einmal konkret auf den Gesetzestext eingeht. Die Ausführungen zeigen aber gerade auch da, wo es um die Creative Commons Lizenzen geht, welche Fragen das aktuelle Deutsche Urheberrecht aufwirft. In einem weiteren Artikel werde ich noch darauf eingehen, jetzt aber möchte ich noch einmal auf einen Satz eingehen, den Benn abschließend in seiner Einleitung sagt.
„Berühmt ist gut, aber reich ist auch nicht schlecht.“
Mir ist dieser Satz aufgefallen, weil er so gar nicht zu dem Bild passt, welches sich mir in den Urheberrechtsdebatten zeigt. Wir reden im Netz immer von neuen Modellen Gewinn zu erzielen. Vieles dabei setzt den Künstler/Urheber in den Mittelpunkt, wie auf einer Bühne. Derjenige, der sich selbst vermarktet, muss damit spielen, dass andere gern einen Scheinwerfer auf ihn richtigen. Unsere Kommunikation im Netz und gerade in den Social Networks spiegelt sich in erstere Linie über unsere persönlichen Gespräche ab. Auf Facebook spreche in meistens nicht mit Produkten, sondern mit anderen Menschen. Auch auf Facebook Fanseiten ist es wichtig, dass die schreibende Person dahinter sichtbar wird, will man eine nachhaltige Beziehung zum Kunden aufbauen.
Der zweite Punkt ist, dass eine der großen Bereicherungen sehr wohl das Entdecken der Nische ist, aber auch für diese muss ich erst einmal irgendwie sichtbar werden. Da nun leider der deutsch-sprachige (Netz-)Raum nicht vergleichbar groß dem englisch-sprachigem ist, stell ich mir „reich werden ohne auch nicht auch eine kleine Berühmtheit zu sein“ im Netz wirklich schwierig vor.
Die Trennung von Berühmtheit und Urheberschaft kommt aber nicht aus dem Nichts oder etwas provokanter formuliert, haben sich viele Urheber in der Vergangenheit damit begnügt Tantiemen zu kassieren und sich im Gegenzug davon abhängig gemacht, dass andere den Erzähler für die breite Öffentlichkeit verkörpern.
Auf Twitter ist der Hashtag #tatort populär, manchmal hat man das Gefühl ganz Twitter-Deutschland schaut Tatort, aber wie viele Tator-Fans haben sich schon einmal wirklich Gedanken über die Autoren gemacht? Auf der Webseite der ARD werden die einzelnen Tatort-Kommissare aufwändig vorgestellt, es werden sogar die Autogramm-Adressen der Darsteller veröffentlicht. Die Seite Zahlen, Daten und Fakten nennt Sendetermin, Kommissare, „Tatort“-Vorspann, „Tatort“ im ARD-Radio und den „Tatort“ im Visier der Zuschauer. Beim Blick hinter die Kulissen gibt es auch mal ein Video zu den Spezialeffekten und tatsächlich findet man unter dem Menüpunkt Interaktiv auch noch eine lange Liste von Kneipen, die den Tatort ausstrahlen. Der Autor, ja der wird genannt, mehr aber auch nicht.
Für die Story ist das sicherlich OK und damit auch für die Vermarktung der Marke Tatort ausreichend. Die Frage darf aber gestellt werden: Wann produziert die ARD mal ein ausführliches Feature über die Tatort-Autoren? Dass das Urheberrecht offentlicher Diskussion bedarf, kann eigentlich keiner mehr übersehen. Ist man auf dem ersten Auge blind? Will man am Ende gar nicht hinhören? Irgendwas muss die 51 Tatort-Autoren doch dazu bewogen haben, sich in diesem Fall eben nicht mehr auf die starken Partner zu verlassen, die sich sonst immer stellvertretend ins Rampenlicht stellen.
Ich habe das Gefühl, Autoren und auch viele anderen Urheber haben sich in der Vergangenheit sehr gern an das Ende der arbeitsteiligen Verwertung ihrer Schaffenskraft gestellt. Weil es sich halt trotzdem noch lohnte. Dass sie selbst in ihrer Rolle als Erzähler in der öffentlichen Wahrnehmung von Markennamen ersetzt wurden, hat man billigend in Kauf genommen. Hauptsache nicht zu laut. In der aktuellen Aktion „Wir sind die Urheber! Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums“ steht es drin.
In einer arbeitsteiligen Gesellschaft geben Künstler die Vermarktung ihrer Werke in die Hände von Verlagen, Galerien, Produzenten oder Verwertungsgesellschaften, wenn diese ihre Interessen bestmöglich vertreten und verteidigen.
Auf das „wenn“ kommt es an! Nicht das Urheberrecht schafft den Lebensunterhalt, das Urheberrecht ist nur eine Regel, die sich wie jedes andere Gesetz zu legitimieren hat. Es sind Menschen, die dafür die Anerkennung und das Geld geben! Diese machen es möglich, dass ein Urheber seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Wenn der Urheber aber nicht sichtbar ist, ist es schwer möglich den Autoren direkt Anerkennung zukommen zu lassen oder über die Vertreterstrukturen bei der Bezahlung im Gedanken auch beim Urheber zu sein.