Unter der Überschrift „Vimeo Creator Services“ kündigt die Videoplattform Vimeo einen eigenen Spenden-Button names Tip Jar und einen Pay-to-view Service an.
You made the work. Now make it work for you.
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Tip Jar ist ein Button, der vom Filmemacher separat aktiviert werden kann, woraufhin dieser Button dann unterhalb eines Videos auf vimeo.com eingeblendet wird. Klickt man auf diesen, hat man über Kreditkartenzahlung oder das PayPal-Konto die Möglichkeit dem Filmemacher einen Geldbetrag als Spende zukommen zu lassen. Ausgezahlt werden diese Spenden dann jeweils monatlich, 15% vom Spendenbetrag behält sich Vimeo als Gebühr.
Um den Tip Jar Button aktivieren zu können, gibt es aber noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen. Pflicht ist zunächst einmal ein Vimeo Plus oder Pro Account, der entweder mit 7,95 Euro pro Monat oder in der Pro-Variante 159,- Euro pro Jahr kostet. Mit dem kostenfreien Basic Account lässt sich Tip Jar nicht aktivieren. Ein Tip Jar Button unter Werbung ist auch verboten. Im Zweifelsfall kann der Tip Jar Support komplett gesperrt werden.
Einen Bezahlaccount als Bedingung zu setzen, empfinde ich persönlich als die falsche Strategie. Es stellt sich mir die Frage, will Vimeo wirklich die kreativen Filmemacher unterstützen oder will man nur die Bezahlaccounts pushen? Anders herum wäre der Fortgang logischer. Erlebe ich als Filmemacher, dass ich tatsächlich Geld darüber einnehme, weil ich meinen Content auf Vimeo hoste, werde ich versuchen dies zu professionalisieren und mir deswegen dann einen Pro Account zulegen.
Damit Nutzer für das Angebot von kostenfreien Inhalten im Nachhinein dann doch noch etwas bezahlen, reicht ein Button allein nicht. Genau das zeigt bereits Flattr. Nämlich, dass für dieses wünschenswerte Verhalten die technische Voraussetzung allein nicht reicht, sondern ein soziales und kulturelles Umdenken vorausgehen muss. Dass, wie in dem Video gezeigt, für ein Video gleich mal $10 gespendet werden, ist eher mehr als unwahrscheinlich. Zumal, wenn im gleichen Atemzug der Nutzer „gelernt“ bekommt, dass für die Nutzung eines „Pay-to-View“-Angebotes ein Betrag von $2,99 für angemessen sind.
Spätestens aus Nutzersicht ist die Bezahlaccount-Bedingung der falsche Weg. Das von mir bereits angesprochene soziale und kulturelle Umdenken drückt sich nämlich darin, dass ich als Nutzer nicht dazu aufgefordert werde etwas zu bezahlen, sondern, dass es mir ein Bedürfnis ist, dem Filmemacher oder der Filmemacherin dafür zu „entlohnen“, mich oder meine Zeit in irgendeiner Weise bereichert zu haben oder weil ich ihm oder ihr ermöglichen möchte, dass er oder sie weitere solche Angebote erstellen kann, die dann wiederum kostenfrei genutzt werden können. Spätestens wenn ich es gelernt habe und ich es mir leiste mein eigenes kulturelles Umfeld über die Spenden selbst mitzugestalten, wird es mich stören, dass ich mit meiner Zwei-Euro-Spende nicht verlangen kann, dass sich auf der anderen Seite jemand zunächst einen 7,95 Euro teuren Account zulegt.
Vimeo schlägt mit Tip Jar auf alle Fälle eine Richtung ein, die in der ganzen Diskussion um die Monetarisierung von Online-Inhalten längst überfällig ist. Der für Herbst bzw. Anfang 2013 angekündigte zweite Schritt, der Pay-to-View-Service, gehört ebenfalls dazu.
via: wuv.de