Von dieser Frage, mit der Julia Friedrichs wahrscheinlich tatsächlich immer wieder vom persönlichen Umfeld konfrontiert wird, sich genervt zu fühlen, ich ja noch gut nachvollziehen. Ich persönlich bin wirklich weit davon entfernt, irgendwelche Ansprüche zu stellen, was das Mediennutzungsverhalten angeht. Genau genommen macht aber Julia Friedichs genau das. Sie stellt ihren persönlichen Anspruch an diejenigen, die Facebook nutzen, wenn sie fragt:
Warum geben meine Freunde ihm ihre Daten? Warum helfen sie mit, solch eine übergriffige Firma immer größer werden zu lassen?
Was sie davon hält schickt sie gleich hinterher. Deutlicher könnte eine Drohung dann auch eigentlich nicht mehr ausfallen:
Freunde, die bei Facebook sind, wissen über die meisten dieser Nachteile Bescheid. Sie finden das unschön. Aber sie verdrängen es. Manchmal erwische ich mich dabei, auch auf diese Freunde ein wenig wütend zu sein.
Was aber wirklich erstaunt, Julia Friedrichs ist Journalistin und widersteht mit ihren Rant über Facebook gleich einer ganzen Reihe von Tugenden der eigenen Zunft. Thomas Knüwer hat das in einem Beitrag recht passend dargestellt.
Facebook ist längst nicht mehr nur eine Firma, die Daten über uns dafür nutzt ein Geschäftsmodell zu verfolgen. Auch wenn dieser Umstand nicht schön ist und gerade weil es der Sender Deutschlandradio Kultur ist, über den sie ihre Wut verkündet, sollte man schon mal darüber nachdenken, ob es nicht schon längst als Bestandteil unserer Kultur zu verstehen ist. Wenn sich plötzlich sehr viele darüber wundern, dass man nicht dabei ist, dann wäre z.B. dieses „sehr viele“ schon ein Indiz dafür. Und das schöne ist: Kultur ist immer in Bewegung. Es gibt also durchaus noch Hoffnung, dass wir Konzepte entwickeln, die es uns erlauben die Vorteile der verteilten Kommunikation über das Internet zu nutzen und uns gleichzeitig nicht in die Abhängigkeit einer einzelnen Plattform begeben müssen. Dass das Internet aber wieder weggeht, ist eher unwahrscheinlich.
Ergänzung:
DRadio Kultur den Link zum Beitrag von Julia Friedrichs sehr wohl auf Facebook gepostet (und ernten sie damit logischerweise eine Menge Unverständnis https://www.facebook.com/