Das Themengebiet Musik, Festivals und Nachhaltigkeit spricht mich in seiner Kombination besonders an. Mit allem verbindet mich etwas auf durchaus persönlicher Weise. Das war auch ein Grund für mich, die DRadio Wissen Redaktionskonferenz nachzuhören, die mit dem Titel „Nachhaltigkeit – Klimakiller Festivals“ genau dieses Themengemenge versprach. Um es gleich vorweg zu nehmen, Festivals kommen dabei keinesfalls schlecht weg.
Besonders spannend fand ich den Wortbeitrag von Jacob Bilabel von der Green Music Initiative, der vor allem auf die gesellschaftlichen Chancen im Festival an sich abzielt.
Die Musikindustrie ist einfach eine Branche, die schon immer diesen Experimentfaktor hat. Wir brauchen große soziale Experimente, um den Wandel, diese Energiewende zu vollziehen. Und die Musikindustrie und ein Festival par excellence ist ein soziales Experiment!
Ein Festival ist eine temporäre Urbanität. Also 60.000 Leute auf der grünen Wiese für drei Tage mit allen Fragen, die eine Kleinstadt hat, die sind nicht nur technisch, nicht nur energetisch, sondern auch sozial, psychologisch, alle Fragen werden da besprochen.
Jemand, der auf ein Festival geht, will ja experimentieren. Der geht auf eine Festival, nicht um Musik zu hören, sondern um zu experimentieren mit Musik, mit Licht, mit Erfahrung, mit Liebe, mit Drogen, mit Sex.
Das heißt, ein Festival ist das größte soziale Experiment und diese Experimente brauchen wir, um diesen sozialen Wandel zu beschleunigen.
Da ich selbst schon Festivals mitorganisieren durfte, kann ich nur bestätigen, dass ein Festival nicht nur ein organisatorisches, sondern vor allem auch ein soziales Experiment ist. In der Rolle der Organisation natürlich noch viel mehr. Die Methapher mit der kleinen Stadt gefällt mir zudem auch sehr, so sehr, dass ich dazu anregen möchte, daran weiter zu denken.
Die Mitarbeiter vom Kulturbüro Dresden und der Projektschmiede gGmbH dürften bei diesen Gedanken übrigens auch die ganze Zeit mit dem Kopf nicken. Die KinderTraumZauberStadt KITRAZZA, die von ihnen organisiert wird – d.h. wenn sie einmal steht, übernehmen die Bewohner der Stadt komplett selbst auch deren Organisation – ist nämlich genau das: ein tolles Experiment, um sich selbst auszuprobieren, um zu experimentieren und um zu lernen.
Viele Parallelen kann ich auch zu den Barcamps ziehen. Auch ein Barcamp ist immer ein Experiment und es geht darum, dass die temporären Barcamp-Bewohner diesen Raum selbst gestalten. Und ein gutes Barcamp ist für mich auch dann ein besonders lohnendes, wenn ich nicht nur inhaltlich, sondern auch auf sozialer und psychologischer Ebene angesprochen werde.
Material:
Folien von Jacob Bilabel auf slideshare: Groove to save the World