Das Internet ist zweifelsohne die wichtigste Entwicklung unserer Zeit. Doch wo und wie ist es eigentlich entstanden? Eine Untersuchung hat jetzt für Indonesien und Nigeria bestätigt, dass immer mehr Menschen Facebook für das Internet halten, bzw. nicht wissen, was das Internet eigentlich ist. Sie behaupten, sie würden das Internet nicht nutzen, äußern sich dennoch begeistert über Facebook. (vgl. meedia.de, qz.com) Was aber tun wir in Deutschland, um das Wissen um das Internet aufrecht zu erhalten? Die Geschichte des Internet steht im Lehrplan? Leider nicht.
Paul Rascheja faszinierte schon als Teenager die Computer- und die Informationstechnologie. Und die Faszination hält an. Seit vielen Jahren interessiert ihn vor allem die Geschichte dahinter, die Internet-Historie. Als er vom Erfolg des Internetmuseums im Internet „The Big Internet Museum“ hörte, fasst er den Entschluss seine eigene Idee eines Internetmuseums umzusetzen. Auf 1.000 Quadratmetern soll in Berlin ein Internetmuseum entstehen, welches nicht allein ein Computermuseum ist.
Paul Rascheja: „Wir möchten die Geschichte zeigen, auch die Visionäre. Weil die Basis vom Internet ist schon 100 Jahre alt und das möchten wir zeigen.“
Interview mit Paul Rascheja auf detektor.fm
Vielleicht braucht es wirklich erst ein Museum als fester und permanenter Bildungsort im klassischem Sinne, damit das Internet im Bildungsplan ernsthaft Berücksichtigung findet. Weil man dann einen Ausflug in die Geschichte des Internet besser planen kann. Einmal ganz simpel gedacht. Denn trotz dessen, dass uns das Internet ja nun ständig begleitet, scheinen sich die Diskussionen im Bildungsbereich zu allererst um Zugang also Zugangskontrolle zu drehen. (vgl: „Schule in der Digitalen Gesellschaft: Warum wir neu lernen müssen“, joeran.de) – Währenddessen nutzen wir Computer und das Internet ganz selbstverständlich, genau genommen ohne uns einzugestehen, dass wir immer weniger verstehen. Ein Smartphone ist heute schon eine Blackbox, spätestens dann, wenn Facebook oder ein anderer Dienst im Internet den Markt dominieren, ist es das Internet auch.
Die Idee dem Internet ein Museum zu bauen, wirkt vielleicht auf dem ersten Blick etwas merkwürdig, alles andere ist aber der Fall. Schaut man sich die Rolle anderer Museen an, sollten sich eigentlich ein paar Parallelen aufdrängeln. Ein Museum der Gegenwartskunst ist nichts anderes. Kunst umgibt uns, mit Sicherheit mehr als wir wahrnehmen. Die Kunstschaffenden aber bewegen sich ebenso in Communities, wie man es ohne Frage denjenigen unterstellen darf, die das Internet gestalten. Das Kunstmuseum ist nicht allein ein Ort an dem Bilder an der Wand hängen. Ein Museum ist eine Plattform und bringt Menschen zusammen, durchaus auch solche, die auf andere Weise nicht so einfach Wege finden. Genau das könnte auch eine Internetmuseum sein.
Mit dem Aufkommen des Internet ist auch ein neuer Bildungsauftrag entstanden. Dieser wird bereits von Organisationen wie dem Chaos Computer Club u.a. mit dem Projekt Chaos mach Schule oder den Datenspuren in Dresden bearbeitet. Weitere Projekte von einer ganzen Reihe unterschiedlichster Träger finden unter dem Stichwort Medienbildung statt. Ein Internetmuseum, wie es Paul Rascheja und sein Team aufbauen wollen, wäre nicht der erste Schritt, aber definitiv noch einmal einer, der neue und mit Sicherheit auch benötigte Anknüpfungspunkte bietet.
Für den Aufbau gehen die Macher von mindestens 600.000 Euro aus. Ein Großteil dafür soll von Sponsoren kommen. „Wir befinden uns in der Finanzierungsphase, die 10.000 – 20.000 Euro werden benötigt um laufende Kosten zu decken und um externes Fachpersonal zu bezahlen, da wir nicht alles fachlich abdecken können.“, antwortet Rascheja auf die Frage, wie weit sie sind. Das Internetmuseum ist definitiv ein Projekt, welches auf der Seite der Unterstützer eine starke Überzeugung für die Sache braucht. Materielle Gegenwerte gibt als Dankeschön nicht. Es geht um exklusive Eintrittskarten, Poster, Workshops, persönliche Führungen, also um Identifikation.
Schwierig ist das vor allem, weil ein Internetmuseum sich gerade an diejenigen als Zielgruppe wenden dürfte, die noch nicht so firm im Umgang sind, die Facebooker, die Whats-Apper, die die gar nicht realisieren, dass sie längst Teil dieses Internets sind und auch nicht einmal eine Idee davon verspüren, was da alles noch zu entdecken gibt! Ein Internetmuseum, so wie es sich also Rascheja vorstellt, braucht vor allem Unterstützung derjenigen, die längst in den Zaubertrank reingefallen sind. Es geht um eine Chance, einen zusätzlichen Weg zu schaffen, die Ideen aufrecht zu erhalten. Es geht um alle, die nie im Leben die Chance hatten mit dem C64 aufzuwachsen.
Hier geht es zur Crowdfunding Seite des InternetMuseum.Berlin – ein Museum für Internet