Wir Menschen nehmen die Welt über unsere Sinne wahr. Eine bestimmte Musik und wir denken an ein bestimmtes Ereignis, das wir erlebt haben. Diese Erinnerungen können sehr schnell und intensiv präsent sein. Noch intensiver ist das bei Gerüchen. Wahrscheinlich, weil Geruch in der Regel etwas mit der direkten Umgebung zu tun hat. Unser Geruchs- und der Geschmackssinn sind die letzten beiden unserer Sinne, die noch nicht digital reproduziert werden können. Wissenschaftler der Materialwissenschaften und Nanotechnologie an der TU Dresden und Künstler wie Wolfgang Georgsdorf arbeiten aber daran.
Wolfgang Georgsdorf hat eine Geruchsorgel gebaut. Smeller: http://t.co/Welz2Tfrxv Ein Werk zw. Kunst und Wissenschaft! #Bildtaktik #Altana
— Steffen Peschel (@Steffenster) May 12, 2015
Geruchskino gab es schon in den 70er Jahren, was aber nicht funktionierte, weil das ganze Kino am Ende stank. Der Smeller 2.0 zeigt keine Bilder und erzählt die Geschichten rein über den Geruch. Das ganze ist ein riesige Maschine mit einem eigenen Raum drumherum, der permanent mit Frischluft versorgt wird.
„Das heißt, in so einem Smeller-Raum, der 20 Meter lang ist, dann werden ungefähr 43.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umgesetzt. In anderen Worten: Alle 90 Sekunden wird die Luft in diesem Raum komplett ausgetauscht.“ (Quelle)
Der Smeller ist bestückbar mit 64 verschiedenen Gerüchen und ermöglicht das geplante Abspielen eines Geruchskonzerts. Damit das funktioniert, musste Wolfgang Georgsdorf mit einem Team aus Ingenieuren, Designer und Parfümeuren eine Vielzahl von Fragen beantworten, beispielsweise wie schnell wir überhaupt in der Lage sind, unterschiedliche Gerüche zu verarbeiten oder wie eine solche Geruchsmelodie notiert werden kann.
Für Smeller wurden eine Reihe neuer Worte erfunden. Hauchmaul, Smellodie und Synolfie. #Bildtaktik #Altana
— Steffen Peschel (@Steffenster) May 12, 2015
Nachdem der Smeller 2012 für drei Monate in Linz im Zentrum für Gegenwartskunst Premiere feiern konnte, lagert er seitdem schön verpackt auf 50 Europaletten und wartet auf einen neuen Einsatz. Im kommenden Jahr 2016 ist es nun endlich so weit. Vom 16. Juni bis 16. September wird der Smeller in Berlin im Radialsystem zu erleben sein, unter anderem möglich über Crowdfunding.
Der Smeller ist dabei aber nur das Instrument. Mit ihm entsteht eine neue Kunstform, das Osmodrama. Das Erlebnis soll nicht einfach nur den Weg des Geruchssinns bedienen, sondern auch wieder vor neue Herausforderungen stellen.
„Und das fasziniert mich auch daran so, dass wir da in einem Bereich hineingehen, in dem wir sensorisch endlich mal wieder was erleben, was wir nicht sofort zuordnen, nicht sofort abmarken, kartieren können, wo wir noch wirklich schwimmen – in einer Sphäre des Neuen und Unbekannte und Tastenden. Wo wir noch was rausfinden können und müssen. Und zwar im großen Stil!“ – (Wolfgang Georgsdorf im Interview mit DRadio Kultur)