Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal über MySpace schreiben würde. Die Ankündigung über den neuerlichen Verkauf von MySpace an den Verlag Time Inc. gibt aber die Vorlage, die ich bereit bin kurz zu flanken. Was hier vor uns liegt, hat weniger mit der Technik oder mit einem Social Network zu tun, sondern zeigt einfach noch einmal überdeutlich, was am Ende übrig bleibt, nämlich unsere Daten.
„Wir werden in der Lage sein, Botschaften der Werbetreibenden auf die optimalen Zielgruppen quer über alle Geräte zuzuschneiden“
beschreibt es Time-Chef Joe Ripp in einer Pressemitteilung und ich frage mich ernsthaft: Was bitte sollen das für Daten sein? MySpace ist praktisch bereits 2010 verstorben und das ist, so sagt man das da ja immer, im Internet eine ganze Ewigkeit. Das hat heute noch einen Mehrwert?
Ich denke nicht, denn anders betrachtet, klingt es logischer. MySpace ist heute nur noch eine Seite, die aufgrund ihrer früheren Stellung noch ordentlich Traffik bekommt und sich als Umgebung für Werbung lohnt am Leben zu halten. Mit einem Social Network hat das schon lange nichts mehr zu tun, die Möglichkeit, dass ich mich da immer noch einloggen kann, ist nur noch Makulatur.
Die Daten von damals sind längst einfach nur ein Teil eines sehr viel größeren Datensatzes, MySpace als solches ist wahrscheinlich gar nicht mehr veräußerbar, sondern nur noch das Werbenetzwerk, dessen Teil es seit langem ist. Der Verlag hat eben nicht MySpace gekauft, sondern eine Firma, die wahrscheinlich damit wirbt ultragenau-gezielt Werbeplätze mit der jeweils ganz spezifischen Gruppe Mensch zu vermittelt.
Time wird jetzt also seine eigenen Daten um die des neuen Werbenetzwerkes erweitern, der Chef des Werbenetzwerkes nennt es selbst eine „Hochzeit von Kundendaten“. Darin enthalten sind u.a. auch die alten Daten von Millionen damaliger MySpace-Nutzer und wir müssen insgesamt davon ausgehen, dass dies mindestens schon einmal passiert ist, als MySpace von Rupert Murdochs News Corp gekauft wurde.
Haben wir eigentlich überhaupt noch eine Möglichkeit nachzuvollziehen, geschweige denn mitzubestimmen, was mit unseren Daten passiert? Anstatt also darüber zu lächeln, dass tatsächlich immer noch jemand an diesem MySpace interessiert ist, sollten wir fragen, wo hier eigentlich unser Recht auf informelle Selbstbestimmung versteckt ist. Mit diesem Blick jedenfalls lohnt es sich gleich noch einmal, genauer zu überlegen, was wir von einem Nachfolger von „Safe Harbor“ erwarten sollten.