Für die Vollständigkeit hier im Blog, hier die letzten Entwicklungen bei den beiden Plattformen Sciencestarter und Dresden Durchstarter. Beide starteten 2012 als eigenständige Plattformen innerhalb des Startnext Netzwerkes, d.h. sie wurden eigenständig betreut, setzten aber komplett auf die technischen Lösungen und Kooperationen von Startnext auf. Seit Juli diesen Jahres wird die Domain dresden-durchstarter.de nur noch auf eine Unterseite von Startnext weitergeleitet, einer von Startnext so betitelten Crowdfunding Page. Gleiches gilt seit August 2016 nun auch für sciencestarter.de.
Sciencestarter.de anfangs mit Bundesmitteln Stiftungsgeldern finanziert, danach fehlte das Geld für den Plattformbetrieb
Erdacht wurde die Plattform sciencestarter.de nach eigenen Aussagen von Markus Weißkopf, dem Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog. Der Aufbau der Plattform wurde vom Stifterverband für Deutsche Wissenschaft finanziell unterstützt. Um den Betrieb ab 2015 weiter finanzieren zu können, startete das Sciencestarter-Team selbst ein Crowdfunding. Mindestens 12.000,- € wurden gebraucht, erreicht wurden allerdings nur rund eintausend Euro von 23 Unterstützern. Demnach ist es dem Team innerhalb von zwei Jahren zum einen nicht gelungen eine über die Förderung hinaus reichende Finanzierung zu erschließen und zum anderen existierte mindestens zum Zeitpunkt der eigenen Crowdfunding-Kampagne keine eigene Community. Ein Rückschluss, wie sinnvoll Crowdfunding für die Wissenschaft ist, ergibt sich daraus natürlich noch nicht.
Dresden Durchstarter startete als Instrument des Stadtmarketings
Als die Dresden Marketing GmbH die Crowdfunding-Plattform Dresden Durchstarter vorstellte, hieß das erklärte Ziel die Präsentation der Stadt Dresden als Standort mit Kreativität und Erfindergeist. Auch Dresden Durchstarter baute technisch komplett auf die Lösungen von Startnext. Für Startnext ergab sich dadurch eine lukrative Situation. Wenn man als Projektstarter daran interessiert war von einem offiziellen Bereich der Stadt, in der man lebt und arbeitet, wahrgenommen und vielleicht sogar unterstützt zu werden, war es strategisch sinnvoll Startnext als Crowdfunding-Plattform zu wählen. Denn als Dresdner Projekt konnte man sich unkompliziert gleichzeitig auch auf dresden-durchstarter.de gespiegelt präsentieren und anders herum. Für die Dresden Marketing ging es darum die Dresdner Projekte unter dem eigenen Label Dresden Durchstarter zu präsentieren. Dass von der Dresden Marketing ein VisionBakery-, Kickstarter- oder IndieGogo-Projekt supportet wurde, mag vorgekommen sein, war aber mindestens nicht erklärtes Ziel.
Der Blick auf die Crowdfunding-Statistiken von Dresden und Leipzig zeigt einen klaren Unterschied. Drei Viertel aller Reward-based Crowdfunding Projekte in Dresden sind Startnext-Projekte, im Gegensatz liegt der Wert in ganz Sachsen bei rund 50%, wobei natürlich in der Statistik für Sachsen eine große Rolle spielt, dass VisionBakery als Crowdfunding-Plattform mit Sitz in Leipzig auch in Leipzig zu 2/3 dominiert, hier allerdings ohne einen vergleichbaren Deal mit der Leipziger Marketing-Abteilung.
Dresden Durchstarter als Marke macht Sinn, als eigene Plattform weniger
Dass man über Crowdfunding-Projekte die Kreativität einer Stadt im Sinne des Stadtmarketings vorzeigen kann, ist unbestritten. Crowdfunding baut unmittelbar auf die Prinzipien von Onlinemarketing und Online-PR, in diesem sind Crowdfunding-Projekte optimale Multiplikatoren. Diesen aber vorschreiben zu wollen, welche Plattform sie einzusetzen haben, ist suboptimal. Seit dem Start der Crowdfunding-Plattform 99 Funken der Ostsächsischen Sparkasse Dresden existiert zudem ein erstklassischer Interessenskonflikt. Denn zwar setzt diese Plattform zwar auch auf Startnext-Technik auf, aber nicht komplett. Statt der fidor Bank werden bei 99 Funken natürlich die eigenen Treuhänderkonten, also die Sparkasse Dresden genutzt, wodurch allerdings auch Startnext komplett unkompatibel wird. Als Projektstarter muss ich mich gegen Startnext und damit auch gegen Dresden Durchstarter entscheiden, wenn ich von der Unterstützung der lokalen Sparkasse profitieren möchte. Und genau das möchte man durchaus, wenn man bedenkt, dass die Sparkasse einer der größten Förderer im Bereich Sport, Bildung und Kultur im jeweiligen Einzugsgebiet ist.
Die Einstellung der Plattformen Sciencestarter und Dresden Durchstarter daher nur logisch
In den Bekanntmachungen sprechen die jeweiligen Betreiber und auch Startnext von einem nächsten Schritt und natürlich werden die Vorteile hervorgehoben, die mit die Crowdfunding Pages, also die Unterseiten auf Startnext, mit sich bringen. Wenn man genauer hinschaut, ergeben sich diese Vorteile aber nur dadurch, dass die Nachteile, die die Angebote als eigenständige Plattformen unter eigener Adresse mit sich brachten, jetzt wieder aufgehoben werden. In einer Mail von Dresden Durchstarter im Juni hieß es:
Das Pages-Konzept hat viele Vorteile, die uns überzeugt haben:
- Starter und Nutzer können die Projekte regulär über Startnext anlegen und unterstützen. Damit wird der Prozess einfacher für alle. Die Sichtbarkeit auf unserer Page wird durch einen einfachen Bewerbungs- und Kurationsprozess realisiert.
- Es fallen keine Kosten für die Wartung und Pflege einer komplexen Internetplattform an.
- Dresden Durchstarter profitiert zusätzlich von den ganzen Neuerungen auf Startnext und wir können uns zukünftig noch besser darauf konzentrieren, wie wir Durchstarter-Projekte unterstützen und vermarkten können.
Anders gesprochen, gibt es offenbar keinen logischen Sinn mehr, Dresden Durchstarter als eigene Plattform weiter zu betreiben.
Bei Sciencestarter ist es im Endeffekt gar nicht so viel anders. Zumindest die drei Punkte, die bei Dresden Durchstarter genannt werden, sind auch bei Sciencestarter relevant. Startnext hat jetzt im Gegenzug die Kategorie Wissenschaft eingeführt. Das Ziel von Sciencestarter „Wissenschaft offener, persönlicher und erlebbar machen und sie von einer anderen Seite zeigen“, kann deshalb immer noch umgesetzt werden.
Umsetzung nach dem Berliner Vorbild sinnvoller
Dass es auch anders geht, sieht man übrigens Berlin. Unter crowdfunding-berlin.com findet man als Projektstarter ebenfalls entsprechenden Support, mit dem Unterschied, dass dies keine eigene Plattform ist und auch nicht gebunden an einer bestimmte. Aus eigenen Erfahrungen, die ich mit den Seiten crowdfunding-sachsen.de, crowdfunding-dresden.de und crowdfunding-leipzig.de machen konnte, weiß ich zwar, dass dafür auch einiges an Zeiteinsatz nötig ist, die Realisierung aber auch nicht die Unmengen an Ressourcen verschluckt. Vor allem aber ist es eines, viel eher aus der Sichtweise der Projektstarter gedacht, was zur Folge hat, dass diese eines solche Umsetzung auch viele eher bereit sein sollten mit zu tragen und auch selbst zu supporten.