Gestern habe ich die Idee eines Spontanen Barcamps in Dresden in den Raum geworfen. Es sind ein paar Fragen aufgelaufen, die ich hier beantworten möchte.
Was ist Kultur- und Kreativwirtschaft?
„Unter Kultur- und Kreativwirtschaft werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen […]. Der wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist der sogenannte schöpferische Akt […].“
Quelle: Forschungsbericht 577, Gesamtwirtschaftliche Perspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft, BMWi (Hrsg.), 2009
Es existiert eine offizielle Einteilung Es existieren eine offizielle Einteilung in Architekturmarkt, Buchmarkt, Designwirtschaft, Filmwirtschaft, Kunstmarkt, Markt für darstellende Künste, Musikwirtschaft, Pressemarkt, Rundfunkwirtschaft, Software-/Games-Industrie und den Werbemarkt. Mehr offizielle Aussagen zur Frage finden sich unter http://kultur-kreativ-wirtschaft.de.
Meine Auftraggeber erwarten häufig keine kreative Arbeit von mir?
Ob etwas kreativ ist oder nicht, ist und bleibt eine Frage der subjektiven Wahrnehmung. Die Frage zielt natürlich darauf, dass aus Sicht vieler Auftraggeber kreative Lösungen nicht Massenmarkt-kompatibel sind, derzeit zeichnet sich aber auch eine gegenläufige Entwicklung ab. Gemessen an erfolgreich verbreiteten Kampagnen ist Kreativität wieder mehr gefragt. Unterstützt wird diese Entwicklung durch Neuentdeckung der Nische. Gemessen an der Definition solltest du um den schöpferischen Akt nicht herumkommen.
„über die Ökonomisierung von Kunst und Kultur kann man abendfüllende Streitgespräche führen“
Relativ sicher bin ich mir, dass viele Akteure, die Kreativität zu ihrer Passion gemacht haben, Probleme haben sich damit allein über Wasser zu halten. Mehr Ökonomisierung ist auf der einen Seite für viele wünschenswert, z.B. um unabhängiger von HarzIV oder Nebenjobs zu werden. Auf der anderen Seite ist Sättigung bekanntermaßen kein Katalysator für Kreativität und auch Nebenjobs gehören für den einen oder anderen als Pflichtprogramm dazu, um regelmäßig andere Gespräche und Sichtweisen zu erfahren. Empfehlenswert zu dem Thema finde ich die Sendung „Künstler haben keine Hobbies“ vom Podcast FrequenzKultur.
Was ist ein Barcamp?
„Ein Barcamp (häufig auch: BarCamp) ist eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Barcamps dienen dem inhaltlichen Austausch und der Diskussion, können teilweise aber auch bereits am Ende der Veranstaltung konkrete Ergebnisse vorweisen (z.B. bei gemeinsamen Programmierworkshops).“
Quelle: Wikipedia
„Der Name Barcamp ist wenig zielführend, da ein solches nicht auf Ergebnisse angelegt ist.“
Ich verstehe das Treffen, welches ich hier initiieren möchte, schon noch als ergebnisoffen. Ich kann mir theoretisch auch vorstellen, dass wir in den Diskussionen feststellen, dass es nicht der schnellste Weg ist, von der Stadt etwas zu fordern, da es viel wichtiger ist, dass sich die Creative Class untereinander verständigt, Ideen vorangetrieben und umgesetzt werden und wir uns nicht darin verstricken sollten Forderungen zu formulieren.
Ich habe bewußt den Namen Barcamp gewählt, weil es für einige mittlerweile tatsächlich ein Begriff ist und und weil dies auch ein Zeichen für diejenigen ist, die von Außen auf die Stadt schauen. Ich fände es toll, wenn Spontanität das Programm bestimmt. Ein Barcamp beschreibt sich für mich in den Punkten: bestimmter Ort zu bestimmter Zeit, Offenheit und Spontanität.
sinngemäß: „Viele wissen gar nix mit dem Begriff Barcamp anzufangen.“
Spread the word!
warum so spontan?
Für mich kommt der Termin, der 28.09. im Kulturpalast sehr überraschend. Ich bin mir nicht sicher, ob ich etwas überlesen habe und der Termin bereits schon eher bekannt gegeben wurde, aber die Frage steht schon, warum die Diskussionen in relativ engen Kreisen geführt werden sollen. Ich selbst habe auch keine Einladung bekommen und nur über Facebook erfahren. Ich will ja nicht behaupten, dass es keine offene Diskussion ist, die da geführt werden soll, aber das Selbstverständnis, dass man sich bestimmte Akteure vorauswählt, kann ich nicht teilen und ist meines Erachtens gegenläufig zu den Erkenntnissen, die man bisher gezogen hat. Der Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft ist gerpägt von Akteuren, die schnell im Markt auftauchen, durchaus aber auch schnell wieder den Markt verlassen, weil sie anderweitig gebunden werden. „Neuling“ sein ist demnach ein Status, der für ein Großteil der Akteure tatsächlich zutrifft.
Ich möchte mich austauschen, offen und auch sehr gern spontan.
Spontanität ist manchmal auch hilfreich. Eine Verkürzung der Zeit bringt auch eine Verdichtung der Kontakte, für die Sozialen Netzwerke wirkt das manchmal katalytisch.
„Als mittlerweile 100% Angestellter fühle ich mich nicht mehr berechtigt, mich zu äußern. Das sollten Selbstständige und/oder Geschäftsführer tun, die wirklich von konkreten Kreativjobs leben.“
Berechtigt ist meiner Meinung nach jeder. Eine Selektierung ergibt sich für mich ganz natürlich, bestimmt wird die durch Faktoren wie Erfahrung, Innovation usw.
sinngemäß: „Über Bedarfe und Programme sollten nur diejenigen reden, die betroffen sind und genau (!) wissen, womit sie ihr Geld verdienen wollen und wo sie dabei von öffentlicher Seite Support gebrauchen können bzw. bisher ausgebremst wurden.“
Das „genau (!) wissen“ ist der Knackpunkt. Wissen entsteht nicht von allein, sondern durch den Austausch untereinander. Auch Dinge, die in Büchern stehen, müssen vorher von Menschen erfahren, durchdacht, niedergeschrieben usw. werden. Was wir suchen sind neue Ideen und die entstehen erfahrungsgemäß eher in interdisziplinären Gemischen. Wenn wir immer wieder die gleiche Suppe löffeln, ist das eher schwierig.