Ende August fand im Sächsischen Landtag eine Sachverständigenanhörung zum Thema Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen statt. Dazu gibt es auch ein stenografisches Protokoll, welches man sich als PDF (42MB!) herunterladen kann. Die Anträge, die von der Grünen Fraktion (PDF) und der SPD Fraktion (PDF) gibt es auch zum Download.
Zur Anhörung geladen waren
- Prof. Dr. Günter Bentele, Lehrstuhl Öffentlichkeitsarbeit / PR der Universität Leipzig,
- Katja Großer vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, Ansprechpartnerin für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
- Martin Heering, Bundesverband Freier Theater e.V., Theaterhaus Loft Leipzig
- Claudia Muntschick, Dipl.-Ing. Architektur, Denkmalpflege, Stadtentwicklung
- Claudia Nießen, Deutsches Literatur Institut Leipzig, Universität Leipzig
- Volker Schmidt, Soziokulturelles Zentrum „Goldene Sonne“
- Kristine Schmidt-Köpf, Künstlerverbund Dresden e.V.
Zusammengefasst stand die Frage zur Klärung, ob und wie KKW in Sachsen gefördert werden muss/kann und zusätzlich, ob es eine weitere Evaluierung in Form eines KKW-Berichtes geben muss. Zur zweiten Frage, sprachen sich die Sachverständigen mehr oder weniger geschlossen für eine Fortführung aus.
Interessant fand ich die Zusammenstellung der Gäste, da jeder wirklich aus einem ganz eigenen Blickwinkel die Situation schilderte. Dies hat für mich vor allem sehr schön unterstrichen, was auch immer wieder hervorgehoben wurde, die Kreativwirtschaft ist kleinstrukturiert.
Auf ein paar Aussagen, die ich mir vor Ort notiert habe, möchte ich noch hinweisen. Bentele sagte, dass in der Kultur- und Kreativwirtschaft gegenüber anderen Branchen vor allem darin eine besondere Leistung liegt, ein positives Image zu kreieren. Nach seiner Vorstellung müßte man Visionen entwickeln und kleinteilige Fördermaßnahmen unter kommunikativen Gesichtspunkten entwickeln. Weiterhin hält er die Formulierung von Dachbegriffen und Wortmarken für sinnvoll, wahrscheinlich um die Kleinteiligkeit besser greifbar machen zu können.
Katja Großer berichtete in erster Linie von ihrer Aufgabe als Ansprechpartnerin, ihre Folien sind am Ende des Wortprotokolls mit eingefügt. Martin Heering hat sehr stark die Position des Künstlers eingenommen. Im Endeffekt hat er aber auch betont, was wir noch einmal hören werden, dass kein Programm der Wirtschaftsförderung passt.
Besonders interessant fand ich die Sichtweise von Claudia Muntschick, die analytisch wiedergegeben hat, was ihrer Erfahrung nach die Branche in Bezug auf Raum benötigt. Orte der Kretivwirtschaft müssen bezahlbar und flexibel sein und sollten auch keine hochsauberen Räume sein. Voraussetzungen sind vor allem vorhandener Freiraum, der in alten Industriebauten zu finden ist und Möglichkeiten der Zwischennutzung. Ihre Handlungsempfehlungen sind daher auch, den Bestand zu sichern, Akteure stärker einzubinden und von erfolgreichen Strategien zu lernen. Die erfolgreichen Strategien hat sie natürlich auch aufgezeigt, im Wortprotokoll sind diese ebenfalls am Ende mit eingefügt. Genannt hat sie z.B. die ibug Meerane (Industriebrachenumgestaltung) oder das nt-Areal Basel, welches sie mit dem Satz „Wir lieben unsere Zwischennutzer“ zitiert hat.
Claudia Nießen hat die ökonomischen Bildungslücken im Kreativwirtschafts-Cluster hervorgehoben. Zu Volker Schmidt habe ich mir nicht wirklich was mitnehmen können, aufgeschrieben habe ich mir nur „Klöppelkompetenz“. Meine persönliche Meinung lasse ich an dieser Stelle mal aussen vor.
Kristine Schmidt-Köpf bot noch einmal sehr spannende Einblicke aus dem Blickwinkel der bildenden Künstler. Derzeit partizipieren freiberufliche Künstler nicht an der Wirtschaftförderung, allerhächstens unter dem Punkt „innovative Produkte“, das aber auch nur theoretisch. Die Wirtschaftsförderung muss stärker an die künstlerischen Anforderungen angepasst werden, immerhin sind eigentlich alle, konkret 94% der bildenden Künstler, Freiberufler. Von der Kulturförderung partizipieren bildende Künstler auch nicht so richtig, da von dieser Förderung ein großen Teil an verstorbene Künstler geht, sprich sich nicht mit der gegenwärtigen Kunst beschäftigt.