Nachdem die stARTconference, in Deutschland immerhin das größte Treffen für den Brückenschlag von Kunst, Kultur und Social Media, drei Jahre über das klassische Prinzip Eintrittskarte plus Sponsoring finanziert wurde, heiß es Anfang März „Leinen los, das Crowdfunding für die stART12 beginnt“. Christian zieht in einem Blogbeitrag von gestern ein Resümee zur Halbzeit und weist darin klar und deutlich darauf hin, dass der Ausgang offen ist.
Gelingt es uns auf diese Weise nicht, in den nächsten 18 Tagen, die Grenze von 25.000 Euro zu erreichen, dann wird es die stARTconference dieses Jahr nicht geben.
Wie Christian berichtet, sind bisher 5,000 Euro zusammen gekommen. Natürlich kann es passieren, dass der große Schwung erst am Ende zusammenkommen, auch bei anderen Crowdfunding-Aktionen konnte man einen ähnlichen Verlauf beobachten. Für die Zielgruppe, die angesprochen wird und dem Inhalt, der angeboten wird, nämliche vom Kern her und am Ende für den Großteil der Teilnehmer zunächst einmal eine klassische Konferenz, sind Zweifel am Erfolg nicht ganz unberechtigt.
Vielleicht soll es die stARTconference aber auch gar nicht mehr geben? Vielleicht hat sich die Spirale der Begeisterung zu drehen aufgehört und Social Media ist bei uns allen soweit im Alltag angekommen, dass es dazu gar keiner Konferenz mehr bedarf? Vielleicht ist der Weg nach Duisburg zu weit, wo doch in Köln, München, Dresden, Frankfurt und Berlin stARTcamps organisiert werden, die zeigen, dass das stARTuniversum in den letzten Jahren gewaltig gewachsen ist? Vielleicht hat das klassische Konferenzformat ausgedient und wir alle finden viel mehr Gefallen an der Barcamp-Atmosphäre?
Um es vorweg zu nehmen, ja, ich möchte unbedingt, dass der stARTkosmos nicht nur aus mehreren regionalen Barcamps besteht, sondern wir uns einen jährlichen gemeinsamen und damit größeren Treffpunkt erhalten. Ob es zwingend eine klassische Konferenz sein muss, steht für mich auf einem anderen Zettel. Wenn ich an die stARTconference im vergangenen Herbst zurück denke, empfinde ich dabei immer noch eine große Begeisterung. Die zwei Veranstaltungshäuser, die sich gerade durch ihre Verschiedenheit einander nicht nur ergänzten, sondern jeweils die Stärken des Anderen positiv hervorhoben. Beide waren damit nicht Hülle, sondern Teil eines gemeinsamen Erfahrungsraumes. Die stART11en, deren Gründung zu einem stärkeren Zusammenhalt führte, was am Ende aber auch wieder dazu führte, dass man sich schneller sehr viel persönlicher kennenlernte. Weitere Punkte könnte ich aufführen. Zusammenfassend kommt es für mich zu dem Punkt, dass die stARTconference eben keine klassische Konferenz war, das Format bereits durchbrochen, ergänzt und modernisiert wurde.
Ich kann Christian insgesamt und im speziellen zum Ausgang dieser Crowdfunding-Aktion sehr gut verstehen. Ich weiß, dass er, genauso wie Frank Tentler, Christian Holst, Karin Janner und sehr viele andere, nicht nur normaler Anstrengung, sondern weit darüber hinaus in die Organisation und Umsetzung der stARTconference investiert hat, teilweise auch finanziell. Den Hinweis auf die nicht mehr steuerbaren Selbstaufschaukelungsprozesse nach Peter Kruse halte ich allerdings für einen Zirkelschluss. Würde man diese Reihe weiterdenken, müssten wir folglich viel mehr die Frage stellen, inwieweit der Begriff Kulturmanagement noch gerechtfertigt ist. Bitte versteht mich nicht falsch, ich will hier nicht zum Spötter werden, sondern nur darauf hinweisen, dass wir lange nicht an einem Punkt angelangt sind, an dem wir uns den Prozessen hingeben müssen. Der eigentliche Kern in der Geschichte der stARTconference liegt nämlich nicht im Irgendwo, sondern im letzten Satz bei Christian.
Ob es die stARTconference weiter geben wird, liegt in Ihren Händen. Ich bin gespannt!
Immerhin 25.000 müssen WIR zusammentragen, damit die stARTconference wieder stattfindet. Die Pakete, um sich daran zu beteiligen bewegen sich in einem Rahmen von 10 – 1.100 €. Das größte Paket ist betitelt mit „Kapitän – Sie sind der Chef und bringen deshalb ihr Team mit.“ Bereits beim ersten Mal lesen, kam mir dabei der Gedanke, dass ich daraus eigentlich wieder ein eigenes Crowdfunding-Projekt machen müsste, damit das stARTcamp Dresden einer der Kapitäne der stARTconference zu werden kann. Trifft das nicht eigentlich einen ganz interessanten Lösungsansatz? Wie wir wissen werden Crowdfunding-Projekte nicht von einer anonymen Masse finanziert, im Fall der stARTconference kann man die Crowd sogar mehr als deutlich benennen.
Die stARTconference war schon immer getrieben von mehr als nur einer Idee oder einem kleinen organisatorischen Kern. Am deutlichsten wurde das im vergangenen Jahr über die stART11en. Leider aber ist genau dieser Communitygedanke etwas verflogen, zum einen befördert durch die Satelittenbildung über die stARTcamps in Köln, München, Dresden, Frankfurt und Berlin, zum anderen aber auch, weil die stART11en oder, was in 2012 angebrachter wäre, die stARTelfen, in der diesjährigen Motto „Navigare!“ gar nicht vorkommt.
An dieser Stelle möchte ich auf die sieben Punkte im Storytelling nach Partrick Breitenbach verweisen. Punkt 5 und 6 wurde mit dem Wegfall der stARTelfen stark vernachlässigt.
1. Finde eine fesselnde Geschichte
2. (Er)finde charismatische Erzähler
3. Wage den Musterbruch (Mashup)
4. Erzähle es über viele „Medien hinweg“
5. Skaliere gemeinsam und bilde Banden
6. Hege und pflege deine Fans
7. Verwandle die Aufmerksamkeit in das Medium Geld
Bemerkbar macht sich das übrigens nicht nur an der Schwierigkeit den Punkt 7 umzusetzen, sondern auch bereits an weniger Kommunikation in der Facebook-Gruppe der stART11en oder auch sehr wenigen wirklichen Gesprächen über Twitter, die mit den Hashtag #stART12 geführt werden.
Zu guter letzt ist auch die Terminverschiebung nach vorn, in das erste Halbjahr (14./15. Juni), ein Bruch mit der bisherigen Geschichte der stARTconference, genauso, wie es bestimmt für einige potentielle Teilnehmer schwieriger ist, das neue Layout der stARTconference Website mit dem Bisherigem zu verbinden. Nicht jeder wird ständig diese Webseite besuchen, auch nicht jeder vergangene Besucher. Das neue Layout ist zwar sehr ansprechend gestaltet, ein Verweis auf die vergangenen Veranstaltungen fehlt aber gänzlich, bzw. ist dies nicht einmal über das Menü der Seite zu erreichen. Jede Geschichte braucht eine Basis und diese ist in irgendeiner Form meist in der Vergangenheit zu suchen. Mit dem Redesign hat diese Basis leider etwas gelitten.
Was tun? Ich habe drei Vorschläge.
Zunächst müssen wir das, was uns alle bisher mit der stARTconference oder mit der Idee der stARTconference verbunden hat, wiedererlebbar machen. Ob die Geschichte der stARTconference weitergeht, liegt in unserern Händen! Wir, diejenigen, die dabei waren und dabei sein wollen, sind die eigentliche Basis, Medien sind immer nur ein Transportmittel. Beispielsweise jeder, der möchte in Blogs, auf Facebook und Twitter den Satz ergänzen: „Ich will die #stART12, weil …“. Erzählt eure eigene Geschichte und erzählt, warum und welche Rolle die stARTconference darin spielt!
Wir sollten schnellstmöglich die stARTelfen wiederbeleben. Auch wenn die Elfen bisher nicht in der Geschichte vorkommt, nicht nur das Wasser eint uns.
Ich finde die Idee des verteiltes Crowdfundings recht spannend. Ich selbst kann die 1.100 € plus die Reisekosten für die stARTconference nicht aufbringen, damit das stARTcamp Dresden Kapitän werden kann. Die stARTreise letzten Herbst hat durchaus die mögliche Dynamik gezeigt, die möglich ist, inwieweit das sich das wegen Dopplung der Unterstützerkreise in der Breite behindert, kann ich selbst bisher nicht einschätzen. Vielleicht reicht für ein stARTcamp Dresden auch ein Zweiter Offizier. Die Idee aber steht hiermit im Raum. WIR können sie nutzen oder sie verstreichen lassen.
(Das Bild ist ein Screenshot von startnext.de, das Foto darin stammt von Harald Link)