Am 21. Mai, dem Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung, startete der Deutsche Kulturrat den Aufruf „Zeichen setzen! Für kulturelle Vielfalt im Internet“ (vgl.: Urheberrechtsunterschriftenliste, die nächste). Mit ihrer Unterschrift plädierten die 139 Erstunterzeichner für eine starkes Urheberrecht und gegen dessen Aushöhlung. Was man sich genau unter einem starkem Urheberrecht vorzustellen hat, blieben sie allerdings schuldig. Nach Einschätzung und Aussagen von Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins und nach dem am Wochenende erarbeiteten Resolutionspapiers des Deutsche Bühnenvereins ist gerade eine Veränderung am Urheberrecht zugunsten der einer leichteren, auszugsweisen Nutzung in Sozialen Netzwerken ein Weg, um kulturelle Vielfalt aufrecht zu erhalten. Gegenüber dem wirkt der „Aufruf: Für kulturelle Vielfalt im Internet“ sogar sehr inhaltslos.
Sicherlich ist diese inhaltliche Schwächen auch ein Grund, warum bis heute nur knapp 2.500 Unterzeichner dem Aufruf für eine kulturelle Vielfalt gefolgt sind. Welchem Ergebnis der Deutsche Kulturrat jetzt gegenübersteht, habe ich bereits schon in meinem Beitrag über Petitionen geschildert. Auch eine solche Unterschriftenliste ist nur ein weiteres Schlangestehen im Netz, eine Zahlenspielerei mit wenig Nachhall. Im Gegenteil, anstatt ein Exempel zu statuieren, kann sich daraus eine Schwäche für die gesamte Struktur ergeben.
Warum sind das nur wenige? Laut eigenen Angaben sind in ihm, dem anerkannten Spitzenverband der Bundeskulturverbände, immerhin 234 Bundesverbände und Organisationen organisiert. Jeder dieser Bundesverbände vertritt wieder weitere Vereine und Verbände mit jeweils weiteren Mitgliedern, die eigentlich alle über die Struktur erreicht werden müssten. Der wahrscheinlich größte Bundesverband unter dem Dach des Deutschen Kulturrates, der Deutsche Musikrat, „verbindet und vernetzt unter seinem Dach geschätzte 8 Millionen Menschen„. Was bitte schön sind da 2.500 Unterzeichner, die für kulturelle Vielfalt ein Zeichen setzen sollen? Welche Art Selbstsicht ist das, dies auch noch als Erfolg zu bezeichnen?
Es wird Zeit, dass sich der längst in gedruckten Büchern festgehaltene Medienwandel in den Strukturen der Kulturverbände niederschlägt. Für die bisher rein hierarchisch aufgebauten Organisationen bedeutet das „Investition in die eigene Zukunft“, für eine kulturelle Vielfalt! Raus aus der eigenen Komfortzone! Wie bitter und langatmig die Kritik sein kann, wie schnell man mit Reflexhandlungen vorgeführt werden kann, genau das zeigte ja das Buch „Der Kulturinfarkt“ (vgl: “Der Kulturinfarkt” trifft die Verantwortlichen im Kulturbetrieb unvorbereitet).
Noch stehen die Chancen gut sich noch selbst mit neuen Kommunikationskonzepten wie Liquid Feedback zu beschäftigen. Der Wandel muss möglichst bald auf allen Ebene sein Fähnchen aufstellen dürfen. Wandel ist immer und nichts geht von heute auf morgen. Warten auf „Die Piratenpartei“ unter den Kulturverbänden muss man aber nicht erst.
(Screenshot: http://kulturstimmen.de/aufruf/)