Wie entstehen eigentlich großartige Projekte?
Manche werden lange und bereits großartig geplant. Die Vorbereitungszeit kann dann auch mal länger als ein oder zwei Jahre dauern. Gerade dann, wenn man öffentliche Fördermitteln von Land, Bund oder EU in Anspruch nehmen will, geht das auch gar nicht anders und man muss regelrecht ein Planungskünstler sein.
Dieses widersinnige Wort mit den gegenläufigen Bestrebungen, zum einen Planung, zum anderen Kunst, drückt für mich die Herausforderung wunderbar aus. Ich mache beides, auch mit Leidenschaft. Die Kombination von beidem ist für mich aber immer nur ein Kompromiss. Auch ein Kompromiss ist oder kann ein Gewinn sein, ohne Frage. Da ich aber bei öffentlichen Fördermitteln die Rahmenbedingungen, die Förderrichtlinien nicht beeinflussen kann, habe ich leider nur die Möglichkeit an der Kunst zu feilen. Immer in der Hoffnung, dass am Ende noch genügend von ihr übrig bleibt.
Crowdfunding stelllt in diesem Spannungsspiel eine hübsche Alternative dar. Schon allein die Möglichkeit mitzubestimmen, wann und wie schnell ich plane, erweitert den Freiraum ungemein. Die stARTreise z.B. brauchte Pi mal Daumen 24 Stunden Planung und Vorbereitung und in weiteren 24 Stunden fanden sich zehn Unterstützer auf der Crowdfunding-Plattform VisionBakery. An dieser Stelle noch einmal einen besonderen Dank an die Unterstützer und natürlich auch an Stephan Pop von der VisionBakery, der extra bis spät in die Nacht wach geblieben ist, um auf den Startknopf für die Crowdfunding-Aktion zu drücken.
Welche Rahmenbedingen gehören noch dazu?
Eine anderes Crowdfunding-Projekt zeigt aktuell, was noch möglich ist oder möglich sein kann, wenn man den Freiraum für flexible Projektplanung hat. Natürlich kann und muss man auch in Projekten, bei denen öffentliche Fördermittel im Spiel sind, Inhalte und Prozesse anzupassen. Ohne Frage. Am Ende ist man dann wieder bemüht, die Geschehnisse an die ursprüngliche Planung anzupassen. Im Sachbericht ist das leicht, im Finanzteil etwas schwieriger.
Das Mädchen mit der Violine ist ein Kurzfilm der momentan auf den Crowdfunding-Plattformen Dresden-Durchstarter und Startnext um Unterstützung bittet. Vor ein paar Tagen besuchte ich einer der Macher, Sebastian Blech, um mir das Projekt noch etwas besser erklären zu lassen.
Er erzählte mir, dass sie mit ihrem Kurzfilm genau in diesem Dilemma steckten, welches ich Eingangs versucht habe zu schildern. Die Idee schwebte erst eine ganze Weile im Raum. Als die Vorüberlegungen soweit waren, sich über Fördermittel Gedanken zu machen, war es auch schon wieder zu spät. Die dafür nötige Vorlaufzeit hätte alle bis dahin gesetzten Pläne wieder umgeworfen.
Das Mädchen mit der Violine ist, kurz gesagt, eine Kurzfilmproduktion. Das Besondere aber ist die Art und Weise, wie der Film produziert und ausgewertet wird.
Kurzfilme gibt es viele, auch von jungen Filmemachern. Kurzfilme aus Dresden gibt es hingegen weniger bekannte. Mit dem Know-How und der Technik von vielen vergangenen Filmproduktionen haben die 3 blaufilmer Sebastian, Franz und Anne ein neues Projekt ins Leben gerufen, bei dem mit klassischen Produktionswegen gebrochen wird:
Wir haben das Drehbuch selbst adaptiert und geschrieben.
Wir arbeiten gemeinsam mit 2 Kompositionsstudenten an Storyboard und Filmmusik.
Wir lassen die Filmmusik die Bilder beeinflussen und umgekehrt.
Wir produzieren den Film im Team von ehrenamtlichen Nachwuchsfilmern.
Wir proben die Musik mit dem Dresdner Jugendsinfonieorchester.
Wir führen den Film live mit dem Orchester auf.
Spannend für die Rahmenbedingungen sind die Partnerschaften und wie sie zustande kamen. An der Dresdner Musikhochschule Carl Maria von Weber suchten und fanden sie die beiden Kompositionsstudenten Franziska Henke und Adrian Nagel. Gemeinsam mit ihnen adaptieren sie den Plot aus der Geschichte „Das Mädchen mit den Streichhölzern“. Im Internet suchen sie sich den Kontakt zum Heinrich-Schütz-Konservatorium heraus, um dort einen Milko Kersten, Leiter des Jugendsinfonieorchesters, vorzufinden, der nicht nur großes Interesse zeigt, sondern regelrecht Feuer fängt. Über ihn erfährt das Balletts der Landesbühnen Sachsen vom Projekt und ein zweiter Erzählstrang entsteht. Unabhängig vom Film werden diese eine eigene Interpretation der eigens für den Film komponierten Musik erarbeiten und gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester aufführen.
Im eigenen Projektblog auf der Startnext schreiben die Projektstarter:
Hinter unserem Projekt hier steckt ja einiges mehr als eine Filmproduktion: ein Orchester, Komponisten, ein Theater. Wir möchten unseren Unterstützern erzählen, wie es dazu kam:
Unsere Grundidee war es, die Kunstbereiche in Dresden zu verknüpfen und so zu zeigen, wie leistungsfähig und kreativ Dresden sein kann. Der Film sollte also einen Soundtrack bekommen, der von einem Orchester gespielt wird. Wie haben wir das hinbekommen?Kurz gesagt: ohne Vitamin B. Wir haben einfach nach den Kontaktdaten des (unserer Meinung besten) Orchesters gegoogled und angerufen. […]
Auf geht’s!
Die Musik ist schon längst komponiert und wird derzeit vom Orchester einstudiert. Das Casting der DarstellerInnen ist schon gelaufen, 164 Bewerber und Bewerberinnen hatten sich gemeldet. Erste Bilder von den Probeaufnahmen mit der Hauptdarstellerin werden auf Facebook dokumentiert. Vor ihnen liegen die Dreharbeiten und die Orchesteraufnahmen. Für die Finanzierung des Kurzfilmes bleiben noch 9 Tage! Am 08. Mai soll der Film im Konzertsaal der HfM Dresden Premiere feiern, die Musik wird an dem Abend nicht vom Band kommen, sondern live vom Jugendsinfonieorchester interpretiert. Neun Tage! Ich bin davon überzeugt in Dresden ist das möglich. 🙂
Weitere Informationen finden sich auf der Projekteseite bei blaufilm.
Unterstützen könnt ihr den Film direkt auf Startnext.