Crowdfunding bietet mehr als „nur“ die Finanzierung einer Idee oder eines Projektes. Es lassen sich mindestens vier konkrete Ziele im Crowdfunding abgrenzen.
- Funding – Die Finanzierung ist sicherlich die spannendste Sache beim Crowdfunding und daher auch zuerst zu nennen.
- Marketing & PR – Immer stärker wird diskutiert, dass der Erfolg einer Crowdfunding-Kampagne vor allem von einer soliden Story abhäng. Das ist ein deutliches Anzeichen, dass sich Crowdfunding-Kampagne auf die (Unternehmens)kommunikation auswirkt. Noch besser ist es, wenn sich alles miteinander verzahnt und nicht getrennt voneinander gedacht wird.
- proof of concept – Crowdfunding bietet ganz klar auch den Effekt einer Marktanalyse. Ein Beispiel dafür ist ThinkerBots, die zu dem Zeitpunkt, als diese ihre Crowdfunding-Kampagne auf Indigogo starteten, bereits Investoren an Board hatten. Genutzt haben sie Crowdfunding, um diesen und vielleicht auch weiteren Investoren die eigenen Potentiale regelrecht zu beweisen. Sie haben so das Interesse an der Geschäftsidee verstärkt und sich so sicherlich auch eine stärkere Position für weitere Verhandlungen verschafft.
- Collaboration – Die noch wenig diskutierte und wenig beachtete Chance liegt darin eine Crowdfunding-Kampagne für einen Anstoß der Zusammenarbeit zu nutzen und zwar über das Crowdfunding-Projekt selbst. Aufgabe ist es hier, eine gute Mitte zu finden zwischen zu viel Mitsprache, was im schlechtesten Fall das Endergebnis von meiner Marke und meiner Vision komplett entkoppelt, und zu wenig, was das eigentliche Potential der Mitsprache zwar sichtbar aber nicht möglich macht.
Diese vier Elemente lassen sich in jeder Crowdfunding-Kampagne identifizieren, sind je nach Projekt und Ziel unterschiedlich ausgeprägt. Die Süddeutsche Zeitung startet nun gerade ein Crowdfunding-Projekt namens Langstrecke, bei dem der Fokus vor allem auf dem proof of concept liegt:
Warum ist die Fundingsumme bei 100 Euro?
Weil es in diesem Fall nicht um ein gemeinsames Finanzierungsziel, sondern um einen Markttest geht. Wir wollen herausfinden, ob und in welcher Form Sie Longreads lesen wollen. Das geht nur, wenn wir Sie fragen, bevor wir das Produkt erstellen. Deshalb nutzen wir die Möglichkeiten von Startnext, um Ihnen vorab die Möglichkeit der Teilnahme zu geben. (langstrecke.tumblr.com)
Ich bin auf die Reaktionen gespannt, denn ich gehe davon aus, dass es Diskussion darum gibt, warum sich denn ein so renommierter und geschätzt finanzkräftiger Verlag überhaupt auf eine Crowdfunding-Plattform begibt. Ähnlich verhielt es sich jedenfalls als Crowdfunding von Promis entdeckt und genutzt wurde. Wolfgang Gunpelmaier zitiert zur Untermalung Kaiser Ferdinand I von Österreich aus dem Jahre 1848: “Ja dürfen’s denn das?”
Meine einfache Antwort wäre: Ja, sie dürfen. Sie sollen sogar! Gegenüber dem Equity-based Crowdfunding (Crowdinvesting) gibt es beim Reward-based Crowdfunding glückerweise abgesehen von bereits vorhandenen Regulierungen aus dem BGB nichts, was der Sache Klötzer in den Weg werfen würde. Was uns aktuell hindert ist unsere Phantasie und dabei darf es auch erst einmal bleiben. Mehr Experimente wagen, die Ideen ernst nehmen!