Es eine große Geschichte mit einer doppelten oder dreifachen Wendung. Der „Amen Break“, aufgenommen von einer US-amerikanischen Funk- und Soulband namens „The Winstons“ im Jahre 1969 war nie dafür gedacht neue Musikrichtungen mitzubegründen.
Der Amen Break ist eines der am häufigsten genutzten Samples in der Geschichte des Hip-Hop und der elektronischen Musik. Den Bandmitgliedern war die Verwendung und der Erfolg des Samples nicht bekannt. Sänger Richard Lewis Spencer erfuhr erst Mitte der Neunziger davon, als sich jemand telefonisch um die Rechte an dem Song bemühte. […] Breakbeats und der Amen Break im Speziellen sind die Grundlage der Jungle-Musik, aus der später Drum and Bass entstand. Vor allem anfangs enthielt nahezu jedes Jungle-Stück den Amen Break in mehr oder weniger erkennbarer Form, aber auch noch heute wird er immer wieder eingesetzt. (Wikipedia)
Der Amen Break wurde natürlich nicht allein durch dessen Aufnahme existent. Eine neue Kulturtechnik, das Sampeln, war quasi der zweite Teil im Zaubertrank. Es geht um nichts geringeres als eine der wichtigsten Grundlagen der omnipräsenten Remix- und Mashup-Kultur. Und schon in diesem frühen Beispiel zeigen sich die beiden Extrem-Merkmale dieser Kultur. Der Schlagzeuger, derjenige, der also unmittelbar mit eigenen Händen am Aufkommen gleich mehrerer neuer Kulturen beteiligt war, so beschreibt es der Zündfunk, starb 2006 obdach- und mittellos. Auf der anderen Seite hätte ein restriktiveres, bereits auf vier Takte durchsetzbares Urheberrecht, mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert, dass der Amen Break eine solche Entfaltung gefunden hätte. Man kann natürlich heute schlecht behaupten, HipHop, Jungle und Drum and Bass würde es nun nicht geben, man weiß es nicht.
Edit: Wie in den Kommentare richtig angemerkt, legt das Urheberrecht nicht Länge oder Taktzahl zugrunde, sondern Schöpfungshöhe. Wie unklar das dennoch in diesem Fall ist, zeigt eventuell mein Verweis auf die „Kulturtechnik als zweiten Teil im Zaubertrank“.)
Bis heute haben die The Winstons keinen einzigen Pfennig dafür gesehen und auch ein Urheberrecht würde daran jetzt nichts mehr ändern. Etwas versöhnlich und nur gerecht ist es also, dass es jetzt eine Crowdfunding-Kampagne für den Amen Break gibt!