Was ist eigentlich wirklich wichtig für Bands? Bis vor kurzem habe ich immer gesagt: „Bands müssen auf die Bühne!“ Was nützt es, die schönsten Lieder im Proberaum zu üben, wenn man sie dann nur einmal im Quartal jemanden vorspielt? Talent und Tatendrang setzte mal voraus, da muß man nicht drüber reden.
Es gibt da nur ein kleines Problem. Nach meinen Erfahrungen wollen Musiker in erster Linie kreativ sein und nicht ständig Kontakte knüpfen und pflegen, wie man das eben auch machen muss, wenn man on stage möchte. Da sich die Clublandschaft in den letzten 10 Jahren doch etwas ausgedünnt hat und gefühlt sich die Anzahl der Bands in der gleichen Zeit verdreifacht hat, hat es der Booker einer Veranstaltung sicherlich immernoch nicht sehr viel einfacher die „richtige“ Band für seinen Club und sein Budget zu finden, aber man ist eben nur eine von sehr sehr vielen.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich natürlich von jungen Bands spreche, jene die anfangen, noch keine große Fanbase haben, demzufolge einfach total unbekannt sind.
1. Man findet jemanden, der dieses Kontaktmanagement für einen erledigt. Ist das ein Freund oder ein Fan, der sich in seiner Freizeit darum kümmern kann und das dann auch zuverlässig macht, hat man quasi einen Fünfer im Lotto. Einen professionellen Booker zu gewinnen ist wahrscheinlich sogar noch etwas schwieriger. Denn in der Regel verdient dieser erst, wenn er die Band erfolgreich vermittelt hat. Eine unbekannte Band zu vermitteln kommt aber auch einem Fünfer im Lotto sehr nahe. Dieses Bekanntmachen muss die Band vorher also schon gemacht haben, bzw. macht im (semi-)professionellen das Label, und zwar in dem dieses dann für die Band Zeit und Geld in die Hand nimmt.
Möglichkeit 1 heißt also: Glück, jemanden zu finden, der möglichst zuverlässig ist und zu viel Freizeit hat und außerdem selbst für einen höheren Bekanntheitsgrad zu sorgen.
Möglichkeit 2 ist, man baut sich selbst eine Bühne. Nicht im Garten sondern auf YouTube. Man nehme sich einfach eine ganz normale (digitale) Videokamera und lege los. Wichtig ist: der Sound muss stimmen. Wenn das Bild nicht gut ist, ist das am Anfang verzeihlich, wenn der Sound schlecht ist, ist es vergebene Mühe. Wie viel Mühe man letztenendes in so ein Video stecken möchte, muss natürlich jeder selbst herausfinden. Das Verhältnis muss aber stimmen, einen Monat lang am Video schrauben, das 20 mal angeschaut wird, hat keinen Sinn. Wichtig ist also auch, dass das Video möglichst viele anschauen, die Bühne also überhaupt erst einmal finden.
Damit kommt Facebook, Twitter, MySpace (Konzentration bitte 😉 ) und ein eigenes Blog (eigene Homepage) ins Spiel. Dabei ist es wichtig dort anzufangen, wo man gerade steht. Was will ich damit sagen? Wenn man ganz neu anfängt, nützt es wenig den 50 Twitteraccount, die einem automatisch zurückfolgen, etwas erzählen zu wollen. Daraus wird nichts. Man fragt am besten erstmal in seinem Bekanntenkreis nach, wer denn da auch schon dort ist und ob diese einem nicht helfen können, indem sie auf euer Video hinweisen, es linken. Ist das geschehen, sagt man Dankeschön und fragt nach, wie ihnen das Video eigentlich gefallen hat. Wenn man die ersten Dialoge geführt hat, kann man dann überlegen, wie man mehr Follower bekommt. Gleiches macht man auf Facebook. Wichtig ist: Dialoge führen, eine Story in der Hinterhand haben und sich ab diesem Zeitpunkt überlegen über welches Merkmal die Band wiedererkennbar wird. Das Bandblog (Homepage) ist der Platz an dem die einzelnen Dinge zusammenlaufen. Dort findet man alle allgemeinen Infos zur Bands, den Verweis auf Facebook und Twitter sowie alle Videos und auch mal ein paar Sätze was man so gerade macht, plant, wissen will oder auch mal ordentlich verbockt hat.
Liebe Bands, fangt an zu stöbern! Ohne das jetzt bis ins kleinst Detail zu erörtern, möchte ich behaupten: Das sollte euch interessieren! Vor dem oben eingeblendeten Video standen bereits mehr als 3 Millionen Menschen und ich wette der Großteil von ihnen hat das Lied komplett angeschaut. Ein nicht ganz unwichtiger Effekt ist auch, dass sie laut Sascha Pallenberg allein nur durch die Einblendungen dieses Videos schon mehr als 1.500 US$ eingenommen haben. Das schöne ist also, ihr dürft kreativ sein, sehr sogar.
Möglichkeit 3 wäre übrigens wie die Kelly Family in allen Städten auf der Straße zu Spielen und das meine ich in keiner Weise abwertend sondern mit vollem Respekt. Ich frage mich nur, ob das heute überhaupt noch so geht.
Update:
Robert liefert noch ein paar schöne Hintergrundinformationen über Karmin.