Auf dem neuen Sozialen Netzwerk von Google – GooglePlus – kann man jetzt auch Spiele spielen. Ich habe mir gerade mal so ein Spiel angeschaut. Angelacht hat mich dabei ein Spiel mit Zombies.
Wenn ich das richtig gesehen und verstanden habe, kann ich gleich Leute aus meinen Kontakten mit in das Spiel einladen, ein Multiplayer auf einem Sozialen Netzwerk also. Inwieweit das besonders oder neu ist, kann ich nicht einschätzen, dazu bin ich viel zu wenig Fachmann in dem Bereich.
Als zweites ist mir aufgefallen, dass ich Lebensenergie, die meine Spielfigur bei jeder Handlung verliert, wieder aufladen kann, entweder indem ich etwas esse, mir etwas von einem Freund (wahrscheinlich einem der Mitspieler) geben lasse oder indem ich Lebensenergie einkaufe, mit echtem Geld, wahrscheinlich gleich über den Google Bezahldienst.
Falls sich jemand wundert, dass ich so viel „wahrscheinlich“ schreibe; zum einen habe ich wirklich nur kurz reingeschaut und zum zweiten will ich auch auf einen anderen Aspekt hinaus. Ich möchte darauf hinaus, dass der Anwender solcher Spiele trotz Interaktivität und Mehrspieler-Funktion lediglich Konsument ist. Natürlich kann man auch in GooglePlus Spiele so gestalten, dass andere am Verlauf des Spieles mitgestalten können, aber eines können sie wahrscheinlich nicht gleichermaßen. Geld verdienen.
Ich will gar nicht darauf hinaus, dass in der Beta-Phase von GooglePlus nicht jeder Zugriff auf die Schnittstellen und Dokumentation hat. Nein, das ist mir schon klar und das ist es nicht. Ich will darauf hinaus, dass die fachlichen oder finanziellen Ressourcen es mir und wahrscheinlich 90% der zukünftigen Nutzer von GooglePlus nicht zulassen, selbst einen individuellen Baustein hinzufügen, um darüber Geld zu bekommen. Aufgefallen ist mir das auch schon bei den Schnittstellen (API) zu den Sozialen Netzwerken.
Ich für meinen Teil bin froh noch mit dem C64 aufgewachsen zu sein und bereits dort erste Minianwendungen mal selbst in Basic programmiert zu haben. Das waren Grundlagen, die ich mir mit Dokumentation und Spucke selbst beibringen konnte. Heute verstehe ich einigermaßen HTML, CSS, etwas Javascript, PHP sowie SQL und kann demzufolge nicht nur inhaltlich, in erster Linie also verbal-kommunikativ gestalten, sondern auch etwas technisch mitfeilen. Wie sieht das heute aus? Generation iPhone. Ist es nicht schon schwierig genug überhaupt mit den Programmen und Plattformen umgehen zu können? Entsteht da überhaupt noch die Neugierde und der Wunsch etwas Eigenes zu gestalten?
Wenn im Ergebnis der Sozialen Netzwerke es nicht auf allen Gebieten und für jede(n) gleichermaßen möglich ist mitzugestalten, wird auch aus der Wunschvorstellung des Prosumenten nichts. Im Gegenteil, in bestimmten Bereichen – die zufällig derzeit auch noch die wichtigsten sind – wird es eine stärkere Trennung zwischen Konsument und Produzent geben.
Ich will mit diesen Gedanken nicht in die „Google/Apple/Facebook/das Internet/… ist böse“ Diskussion einstoßen, auch hier will ich auf einen anderen Aspekt hinaus. Kommunikation ist für die Medien das, was für uns Mensch die Luft ist. Medien werden von unseren Gesprächen gespeist, ohne diese wären Medien leer. Geld wiederum hat auf Medien auch einen existenziellen Einfluss und Geld, könnte man meinen, ist ebenfalls Kommunikation. Wenn wir etwas kaufen, dann entsteht vorher eine Kaufentscheidung. Wir SAGEN zu einem Angebot ja, oftmals kann man auch sagen, dass uns etwas gefallen muss, damit wir es kaufen, wir sagen „gefällt mir“. Geld hat aber als Sprache einen wesentlichen Designfehler. Genau wir Facebook, hat auch Geld keinen Dislike-Button. „Geld stinkt nicht.“ Auch auf der Bank bleiben Minusbeträge rein virtuell. Ich kann mir Guthaben von der Bank auszahlen lassen und mir davon ein Brötchen kaufen. Ich kann mir aber nicht die Schulden auszahlen lassen und mir davon ein Nicht-Brötchen kaufen. Zu etwas „Nein“ sagen, etwas nicht zu mögen oder sogar in der Gruppe sich gegen etwas auszuSPRECHEN ist wichtig.
Nein, ich bin nicht gegen Geld. Geld erfüllt als Tauscheinheit einen wunderbaren Zweck. Nein, ich bin auch nicht der Meinung, dass man Tauschwert und Kommunikation des Geldes wieder trennen sollte, ich denke das ist verschenkte Kraft. Was wir aber machen können, ist die bessere Kommunikation aufzuwerten, indem wir ihr mehr Bedeutung zukommen lassen. Wir werden nicht noch einmal eine neue Generation C64 erleben. Was uns weiterbringt sind Gespräche. Die nächste iPad-Verlosung erkauft sich nur einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit und zwar NUR sich, zum Vergessen gering dem eigentlichen Inhalt. Wenn darauf keine Gespräche folgen, von dem wir nicht auch vorher schon wissen, worüber wir sprechen wollen (Monitoring), ist das Geld verpufft. Echte Kommunikation dagegen ist nachhaltig.
Das Bild habe ich von Bill Bertram, es steht unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 US-amerikanisch (nicht portiert).